Archiv für die Kategorie „Südamerikareise“

Abschied

Sonntag, 21. August 2016

Hier schreibt Niklaus, der Sohn von Christine. Ich habe leider eine traurige Nachricht. Christine ist vor zwei Monaten unerwartet aufgrund einer Hirnblutung verstorben.
Sie hatte zwar einige körperliche Beschwerden und wollte eines Tages auf diese Art gehen (einschlafen und nicht mehr erwachen), doch ist es viel zu früh passiert.

Hier ist eines der letzten Bilder von Christine zusammen mit Naomi (Enkelin):

Tatezi geht es prima. Meine Schwester und ich kümmern uns gut um sie

Ich bin pensioniert

Sonntag, 20. Juli 2014

Es ist still geworden, im Hundeblog. Tatezi und ich gehen es gemächlicher an, mein Rücken erlaubt mir keine grossen Abenteuer mehr. Seit dieser Woche bin ich pensioniert und nutze diese Gelegenheit, mich von meinen Lesern und Leserinnen hier zu verabschieden. Ich danke Euch für Eure Treue! Ihr habt uns durch Tatezis manchmal stürmische Jugend begleitet und miterlebt, wie aus dem wunderschönen, wilden Welpen eine immer noch wunderschöne, brave und manchmal auch immer noch wilde Hündin geworden ist.

Drei Wochen alt war das kleine Fellknäuel als wir uns kennen gelernt haben

Die Liebe war von Anfang an gegenseitig

Am 07.07.07 betrat Tatezi ihr neues Zuhause

Der Ernst des Lebens hat begonnen, Tatezi in der Welpenschule

Mit Wuschi, ihrem Spielkollegen, den sie gerne foppt, vor dem sie jedoch immer noch Respekt hat

Ihr habt mit uns gelitten, wenn es uns nicht gut ging, wenn Tatezi oder ich Rückenschmerzen hatten, die wir mit Physiotherapie im Wasser zu beheben versucht haben, als sie kastriert wurde oder auch als sie sich zum Beispiel in Südamerika die Pfoten beim Rennen über Steppengras wundgescheuert hat.

„Was haben die bloss mit mir gemacht“, schien sich Tatezi nach der Narkose zu fragen

Mit einem Spielzeug motivierte der Physiotherapeut Tatezi zum Mitmachen

Die grossen Blasen haben wir mit Vitamerfen behandelt und mit einem Verband vor Verschmutzung geschützt

Vielleicht habt Ihr geschmunzelt, als Ihr gesehen habt, wie Tatezi mir beim Buchen geholfen hat? Oder als sie in unserer Runde mitgepokert hat? Oder Ihr habt Euch, wie ich mich auch, gefreut über diese Tierfreundschaft? Söfi ist immer noch Tatezis Lieblingskatze.

Auf unseren beiden grossen Reisen durch Südamerika konntet Ihr unsere Abenteuer mit verfolgen (ich bekomme beim Durchsuchen nach Fotos gleich wieder Fernweh…) und auch in die Bretagne habt Ihr uns ein paar Mal begleitet.

4 Stunden dauerte die Kanufahrt nach San Miguel, das Ausgangspunkt für unseren Ausflug in den Küstennebelwald war

In der Madre Selva Lodge waren wir froh um unsere Mückennetze

Stimmt, die Aussicht ist aus jedem Fenster in Locquémeau toll!

Und jetzt kann ich das Rentnerleben geniessen!

Ein grosses Merci an die Mobi24 und die Alpine Air Ambulance

Mittwoch, 20. März 2013

Ich hatte mir nur erhofft, dass meine Reiseversicherung mir den Rückflug organisieren würde, vor allem da ich auf den Flughäfen auf Hilfe angewiesen war, denn tragen und heben lagen nicht mehr drin. Aber davon wollte man bei Mobi24 nichts wissen, nein, man bot mir an, mir auch den Rückflug zu bezahlen. Und als ich den Bericht des MRI’s an den Partner der Versicherung, die Alpine Air Ambulance, geschickt hatte, wollten sie mir sogar einen Arzt oder eine Pflegefachfrau schicken um mich heimzuholen. Das aber war wirklich nicht nötig. Dafür war ich sehr dankbar, dass ich Business Class fliegen durfte. Alles hat reibungslos und bestens geklappt, vielen Dank!

an einem unserer letzten Abende in Arica, von Gabi am Strand fotografiert

Gleich beim ersten Einchecken in Arica wurde ich von den Polizeihunden „überfallen“. Kaum hatten mich die beiden Labradore erblickt, oder wohl besser gerochen, kamen sie auf mich zugestürmt, haben mich umrundet und an mir geschnuppert. War mir das peinlich! Ich habe geglaubt, jetzt würden all die das Geschehen aufmerksam verfolgenden Leute sicher denken ich hätte Drogen bei mir. Die haben bestimmt auf einen Zugriff der Polizei gewartet, Action pur, was ihnen die Wartezeit auf spannende Art verkürzt hätte. Aber nichts geschah und nach einer Weile verliessen mich die Hunde schwanzwedelnd.

In Santiago de Chile passierte das Gleiche, nur hatte ich dort beim ersten Kontakt mit den Polizeihunden Tatezi noch bei mir. Und diesmal galt das Interesse der Beiden eindeutig meiner Hündin und nicht mir. Der eine, auch ein Australian Shepherd, hat sie heftig umworben und der zu ihr gehörende Polizist war ebenfalls ganz angefressen von meiner Hündin. Später, als Tatezi schon auf dem Weg ins Flugzeug war und ich sitzend darauf wartete einsteigen zu können, kamen die Hunde wieder. Diesmal war es mir nicht mehr peinlich, ich wusste ja jetzt, dass sie bloss eine gut riechende Hündin wahrgenommen hatten. Der eine hat mir sogar seine Vorderpfoten auf die Oberschenkel gelegt und an meiner Hand geleckt. Ich kam ins Gespräch mit der neben mir sitzenden Frau, welche mir erklärte, dass Polizeihunde, wenn sie etwas Verdächtiges riechen würden, neben der betroffenen Person im „Sitz“ bleiben würden. Erstaunt hatte mich, dass die beiden Hunde so viel Freiraum haben, um ein bisschen zu flirten. Auch habe ich gesehen, wie die beiden Polizisten zwischendurch mit ihren Hunden gespielt und sie gestreichelt haben, was mir auf angenehme Art die Wartezeit verkürzt hatte.

Jetzt sind wir wieder zu Hause und erholen uns vorerst einmal.

Der Schmerz hat einen Namen

Montag, 11. März 2013

Wir sind in Arica, der letzten Station unserer Reise angelangt, wo ich mich auch endlich getraut habe, mit meinem schmerzenden Rücken einen Arzt aufzusuchen. Gleich am Sonntag nach unserer Ankunft bin ich auf die Notfallstation gegangen. Hier macht man nicht lange Federlesen, ohne mich zu untersuchen, bloss auf meine Aussage hin ich hätte starke Schmerzen, wurde mir eine Infusion mit Morphium verabreicht. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, denn das verschaffte mir wieder einmal eine kurze, schmerzfreie Verschnaufpause. Am Montag wurde dann ein MRI verordnet und jetzt weiss ich, was für meine Pein verantwortlich ist: ich habe drei Bandscheibenvorfälle.

Während ich auf die Auswertung des MRI’s gewartet habe, hat Gabi noch einen sechstägigen Ausflug nach Bolivien, zum grossen Salzsee Uyuni, gemacht. Es war mein Geburtstagsgeschenk an sie und ein Dankeschön dafür, dass sie mich begleitet hat. Mir war das zu anstrengend, obwohl mir alle, die den Salzsee gesehen haben versicherten, dass man dies auf keinen Fall missen dürfe. Und tatsächlich, als ich Gabis Bilder gesehen habe, hat es mich doch ein bisschen gereut, nicht mitgegangen zu sein.






Das war Gabis letztes Erlebnis in Südamerika, sie ist bereits zurückgeflogen. Danke, meine liebe Tochter, dass Du es mir ermöglicht hast, mir meinen Traum zu erfüllen, denn ohne Dich hätte ich diese Reise nicht mehr geschafft.

Ein Sandsturm mit Folgen

Dienstag, 5. März 2013

Wie oft sind wir durch die Wüste gefahren und haben gestaunt ob der trockenen Weite, wenn wir auf der schnurgeraden Strasse von Horizont zu Horizont mutterseelenalleine unterwegs waren. Besonders gefallen hat uns, wenn der Wind den Sand auf der Strasse tanzen liess. Das wirkte geheimnisvoll, gespenstisch und man hätte sich die Szenen gut in einem alten Film vorstellen können. Unzählige Male haben wir versucht das fotografisch festzuhalten, doch jedes Mal wenn wir ausgestiegen sind, hat uns der Wind zum Narren gehalten und genau dort, wo wir gestanden sind, geruht.





Wir waren deshalb nicht unglücklich, war der Wind zwischen Paracas und Puerto Inka für einmal ein bisschen konstanter. Fotografiert haben wir allerdings nur durch die Windschutzscheibe, denn als ich aussteigen wollte, habe ich dieses Unternehmen schnell wieder aufgegeben. Die Sandkörner trafen wie kleine, spitzige Pfeile auf der Haut auf. Wir haben gewitzelt, dass dieses Peeling ein bisschen stark sei und unser Auto wohl eine Sandstrahlung bekommen würde. Am nächsten Morgen haben wir gesehen, dass dies kein Witz gewesen war. Unser Jeep sah aus wie nach einer unvollständigen Sandstrahlung, der Lack war teilweise ab.

Obwohl wir so schnell wie möglich nach Chile wollten, konnten wir nicht widerstehen in Puerto Inka zwei Tage zu bleiben, denn das Hotel mit dem gleichen Namen ist ein Bijou. Es liegt ganz alleine in einer kleinen Bucht und ist umgeben von Felsen und Wüste. An diesem Ort haben uns unsere Hunde gezeigt, was man von ihnen als Wachhund halten kann. Am ersten Abend haben wir sie ins Restaurant mitnehmen können, doch am nächsten Tag hat uns der Kellner gebeten, sie ins Zimmer zu bringen. Was wir natürlich getan haben. Wir hatten kaum unser Essen bestellt, als die beiden glücklich dreinblickend und schwanzwedelnd gemeinsam daher kamen. Des Rätsels Lösung: Zwei Hotelangestellte haben die Türe zu unserem Zimmer geöffnet um es zu putzen. Darauf seien die zwei wie der Blitz an ihnen vorbeigeschossen um uns zu suchen. Zum Glück wissen potentielle Einbrecher nicht, was für lausige Wachhunde unsere beiden Lieblinge sind.




Ein Paradies für Vögel und Seelöwen

Dienstag, 26. Februar 2013

Wir sind sehr schnell der Küste Perus entlang Richtung Süden gefahren, hatten uns ja auf der Hinfahrt nach Ecuador schon einiges angesehen. Aber in Paracas sind wir trotzdem vier Tage geblieben, denn wir wollten unbedingt noch den Ausflug zu den Islas Ballestas und einen Abstecher in die Reserva Nacional de Paracas machen. Paracas war der einzige Ort auf dieser Reise, wo wir grosse Mühe hatten ein Hotel zu finden. Sogar der Taxifahrer, mit dem wir von Hotel zu Hostal gefahren sind, bezweifelte, dass wir mit den Hunden irgendwo unterkommen würden. Wir waren deshalb mehr als glücklich, schliesslich im Backbacker-Hotel aufgenommen worden zu sein. Wir hatten sogar ein Zimmer für uns mit einem eigenen Badezimmer – was will man mehr?

Den Ausflug zu den Inseln machten wir getrennt, so dass immer eine von uns bei den Hunden bleiben konnte. Im Nachhinein haben wir uns allerdings gesagt, dass wir mehr davon gehabt hätten, wenn wir uns privat ein Boot gemietet hätten und alle vier zusammen gegangen wären. Denn auf diesen Touristenbooten ging es nur darum, so viele Touris wie möglich an einem Tag zu den Inseln zu fahren, respektive so viel Geld wie möglich zu machen. Die Fahrt hin war in einem Tempo, das einem Actionfilm entsprechen würde. Dann schnell ein paar Runden vor Ort gedreht, damit jede und jeder ein paar Fotos knipsen konnte, und zurück ging es gleich schnell. Was wir zu sehen bekommen haben, war trotzdem sehr beeindruckend. Unzählige Seelöwen, die sogar an einem Strand eine „Wochenbettstation“ haben, wo zwischen Januar und März die Weibchen ihre Jungen bekommen und für die erste Zeit danach dort unter lauter Mamas und ihren Kids bleiben. Auch diversen Vogelarten scheint es hier sehr zu gefallen. Und das wiederum nutzen die Menschen, die ihren Kot als wertvollen Dünger nach Europa verkaufen. Das ist sicher ein sehr mühsamer Job, den stinkenden Kot von den Felsen zu kratzen. Die Arbeiter bleiben jeweilen für ein paar Wochen auf der Insel bis sie von einem anderen Team abgelöst werden.









Alle vier zusammen haben wir den Ausflug in den Nationalpark unternommen, obwohl der Eintritt eigentlich für Hunde verboten wäre. Dank den verdunkelten Scheiben hinten, hat sie aber niemand gesehen. Der Park ist eine grosse Wüste mit beeindruckenden Stränden – was könnten Hunde hier schon anrichten? Wir haben sie trotzdem gleich zu Beginn raus gelassen und sind mit ihnen hinter die ersten kleinen Hügel spaziert, wo wir sie herumrennen liessen und mit ihnen spielten. Danach, das muss ich gestehen, haben wir uns nicht umweltfreundlich verhalten. Abwechslungsweise hat sich eine von uns die Schönheiten der Natur angesehen, während die andere mit den Hunden im Auto mit laufendem Motor und Klimaanlage zurückgeblieben ist, denn um 10 Uhr hat die Sonne schon unerbittlich heiss heruntergebrannt. Wir haben uns dafür nur wenig Zeit genommen um das alles zu geniessen. Es waren unsere letzten Ausflüge in Peru.



Unsere Kontakte mit der Polizei

Montag, 18. Februar 2013

In Huanchaco habe ich es doch tatsächlich fertig gebracht, schon wieder eine Lesebrille zu verlieren. Die sechste auf dieser Reise! Da wir zwei Tage beim sympathischen Belgier Gabriel im Hotel Internacional geblieben sind, habe ich die Gelegenheit genutzt in die nahe Stadt Trujillo zu fahren um mir eine neue zu besorgen. Gabriel hat mich ausdrücklich davor gewarnt, selber in die Stadt zu fahren. Das sei viel zu gefährlich und ausserdem hätte es keine Parkplätze. Letzteres hat mir eingeleuchtet. Aber wenn ich es fertig gebracht habe durch die Millionenstadt La Paz zu fahren, dann hätte ich sicher auch den Weg durch Trujillo mit seinen 760‘000 Einwohnern gefunden. Ich war trotzdem froh auf seinen Rat gehört zu haben, denn so konnte ich noch ein wenig in der Stadt herum spazieren ohne mich zu Sorgen, das Auto nicht mehr zu finden. Ein Spaziergang, der sich gelohnt hat, denn Trujillo, die „Charmante aus dem Norden“, wie die Stadt genannt wird, hat ein hübsches und sehr gepflegtes Zentrum.




Kurz nach der Abfahrt aus Huanchaco hat uns wieder einmal die Polizei angehalten. Barsch und böse dreinblickend verlangte der eine von ihnen die Bewilligung für die abgedunkelten, hinteren Scheiben. Wir haben uns dumm gestellt, gesagt wir wüssten nicht was das sei und niemand hätte uns bei der Einreise nach Peru darauf aufmerksam gemacht, dass wir so eine Bewilligung brauchen. Was auch stimmte. Zum ersten Mal hatte ich in Cusco davon gehört, wo sich der Polizist darauf einliess, dass wir uns diese Bewilligung rasch möglichst besorgen würden. Aber dann sind wir weiter gefahren und haben es irgendwie vergessen. Bis zur nächsten Kontrolle, wo wir einfach darauf gehofft haben, dass der Polizist die Scheiben nicht bemerke. Wir sind sehr oft angehalten worden, an einem Tag gar dreimal, doch wollten die meisten einfach die Autopapiere und vor allem die Versicherungspapiere sehen. Im Gegensatz zu Ecuador, wo uns die Polizisten immer ein Lächeln geschenkt und ein bisschen mit uns geplaudert haben, sind wir in Peru in der Regel an grimmig dreinblickende Kerle geraten. Diesmal hat uns aber ein ganz strenger, böse blickender Polizist angehalten. Obwohl wir ihm erklärt haben, dass wir auf dem Weg nach Chile seien und das Land in ein paar Tagen verlassen würden, wollte er unbedingt, dass wir uns die Bewilligung für die abgedunkelten Scheiben auf der Stelle besorgen müssten. Gabi hat ihn schliesslich gefragt: „Kann man da nicht irgend etwas machen?“ Worauf er geantwortet hat: „Was denn zum Beispiel?“ Da tauchte bei uns der Verdacht auf, dass er es auf eine „Bonuszahlung“ abgesehen hatte. Pech für ihn, dass in diesem Moment sein Vorgesetzter zu uns stiess und uns fahren liess.

Nur ein paar Stunden später haben wir die ersten freundlichen Polizisten des Landes kennen gelernt. Es war an einer Mauntstelle, wo wir beide die Toilette benutzen mussten. Auf dem Parkplatz waren zwei Polizeiautos und wir hatten ein bisschen Angst, dass wir uns jetzt doch noch diese verflixte Bewilligung besorgen müssten. Aber unser Bedürfnis war dringend und da wir durch die Wüste gefahren sind gab es keine andere Alternative als diese Toilette zu benutzen. Unsere Befürchtung war vergebens, denn diese Polizisten wollten einfach nur mit uns flirten und uns fotografieren.

Heimweh

Donnerstag, 14. Februar 2013

Gasteintrag meiner Tochter Gabi:

Ich sitze auf der Terrasse unseres Hotels mit Blick auf’s Meer und geniesse die Sonne und die leichte Brise… Vor mir der Laptop und ein kühler Drink. Ich darf mal wieder einen Gästeblog schreiben und habe lange überlegt, über was ich den schreiben soll. Die Titel der letzten Blogs sind mir eher wie negative News aufgefallen und so schien mir ein positiver Blog an der Reihe zu sein. Aber mal ehrlich, wir lesen doch lieber was spannendes, wie von den mordenden Hunde oder den schaurigen Kakerlaken, oder nicht?!
Wir geniessen unsere Reise sehr, auch wenn sie in letzter Zeit öfters mal von Schmerzen überschattet wird. Trotzdem liebe ich die langen Spaziergänge am Meer, auch wenn ich humpelnd dahin schlendere… Wenn Mam von den neuen Medikamenten etwas neben den Schuhen steht, so lachen wir über ihre Versprecher und freuen uns darüber, dass das synthetische Opiat die meisten ihren Schmerzen stillt. Doch Schmerzen hätten wir auch zu Hause, der Unterschied ist, hier erleben wir nebenbei noch sehr viel Schönes. So viele nette Menschen haben wir auf unserer Reise kennen gelernt, mit einigen werden wir in Kontakt bleiben, die andern behalten wir in guter Erinnerung. Die Landschaften sind traumhaft! Ganz egal ob uns die Faszination der kargen Wüste die Luft verschlägt, die aus dem Wasser springenden Delfine uns vor Freude auflachen lassen, oder der unglaubliche Sonnenuntergang von gestern uns die Sprache raubt.





Auch kulinarisch haben wir schon einiges erlebt. Vom leckeren einheimisches Essen über Internationale Menus bis hin zu Experimenten wie dem Meerschweinchen essen, welches wir nicht so lecker fanden und dem Ceviche probieren… hmmm… Die Zurückhaltung war gross, immerhin ist es Fisch (und da bin ich sehr heikel!) und dann auch noch roh… oh-o! Aber ich habe mich überwunden und es zu mögen begonnen. Werde ich zu Hause sicher wieder zubereiten…
Kochen… Es ist schon lange her, seit wir das letzte Mal selber gekocht haben und ich muss zugeben es fehlt mir. Ich freue mich sehr darauf, wieder einmal selbst ein Menü zuzubereiten. Mit meinen Zutaten, nach meinem Geschmack. Versteht mich nicht falsch liebe Leser, dass Essen hier ist in den meisten Fällen 😉 sehr gut! Trotzdem ist es nicht wie zu Hause. Was würde ich für einen Kartoffelstock mit leckeren Fleischvögeln geben… Oder ein Kartoffelsalat, noch leicht warm und dazu einen Salat mit frischen Kräuter aus dem Garten und in Butter gebratenen Pilzchen darüber! Mhhh yummi…
Dazu kommt, dass mir auch meine Freunde je länger desto mehr fehlen! Seit Oktober bin ich nun in Südamerika, die Schweiz habe ich aber schon Mitte Mai verlassen, um für ein paar Monate in Canada zu arbeiten. Gehöre ich doch zu den Menschen, welche Fernweh statt Heimweh haben. Dachte ich jedenfalls! Schon immer hat mich das Abenteuer gereizt, das Unbekannte zu erforschen und Neues zu sehen. Die Welt bietet soooo viel Interessantes… Aber ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass auch ich etwas Heimweh haben kann. Ich kann es kaum erwarten meine Freunde wieder um mich zu haben! Vermisse ich doch die guten Gespräche unter uns, das gemeinsame Lachen, das zu Hause ein Tartar essen oder auch mal wieder „auf die Piste zu gehen“ und nicht zu vergessen, die süssen Kids meiner Freunde. Wie sehr ich mich freue sie lachen zu hören und sie zu verwöhnen! Ich male mir aus, was ich alles mit ihnen machen werde sobald ich zurück bin! Ganz egal ob einen Ausflug in eine Grotte, im Wald Bräteln gehen oder ein Weekend Zelten gehen, es wird einfach super werden! Wobei zurzeit wäre wohl eher Iglu bauen und Schneeballschlacht angesagt, oder?
Da bleibe ich doch noch ganz gerne einen Monat im sonnigen Südamerika… Nun ist die Rückreise nach Chile und im März der Verkauf des Autos angesagt. Was für Abenteuer unsere letzten Wochen noch für uns bereithalten? Keine Ahnung, aber ich freue mich darauf.
Ps. Wer mich kennt, der weiss das ich immer gerne viel erzähle, weshalb der Blog diesmal etwas länger geraten ist.
Pps. Und als bekennender Fotojunky findet Ihr in diesem Blog ein paar Bilder mehr als sonst… *grins*



Strandeindrücke











Zickige Weibchen, mordende Rüden

Sonntag, 10. Februar 2013

In Ecuador hatten wir am meisten Probleme mit anderen Hunden. Und das waren nicht etwa Strassenhunde, sondern alles Haustiere. Es war in Playas, wo wir das erste Mal Kontakt mit einem zähnefletschenden Weibchen hatten. Die kleine, schwarze-weisse Hündin hatte wohl Angst, unsere Hunde würden ihren Fressnapf leeren. Warum sonst sollte sie immer derart aggressiv reagieren, wenn wir auf dem Gelände des Hotels an ihr vorbei gingen um zum Strand zu gelangen? Als wir auf der Rückreise zum zweiten Mal in Playas ein paar Tage verbracht haben, haben wir allerdings gesehen, dass sie durchaus einen Grund hatte fremde Hunde zu vertreiben: sie hatte drei Welpen, die mittlerweilen auf dem Weg herumtollten.


Aus demselben Grund war uns wohl die Hündin, auf die wir beim Hotel Cocosolo auf der Halbinsel Cojimíes stiessen nicht gerade freundlich gestimmt. Auch sie hatte einen Wurf Welpen, den sie unmittelbar neben unserem Zimmer aufzog. Mir hat die Hundefamilie leid getan, denn es regnete zeitweise heftig und Mutter und Welpen mussten draussen sein.


In der Polylepsis-Lodge hat man uns gleich bei der Anmeldung gewarnt, dass von den drei zum Haus gehörenden Hunden ein Rüde bösartig sei, vor allem anderen Rüden gegenüber. Gabi hat deshalb Wuschi unter ihrer Jacke versteckt zu unserem Zimmer getragen. Am meisten Problem hatte das Dreiergespann aber unter sich: das Weibchen war läufig und die zwei Rüden haben stets zusammen gekämpft. Der eine, ein gutmütiger Bursche, von uns Buddy genannt, unterlag immer und hat darauf hin fürchterlich gewinselt. Der Sieger hat das Weibchen nicht aus den Augen gelassen und sie heftig mit Ohrenschlecken umworben. Nachts ging plötzlich unsere Zimmertür auf und Buddy stand da. Er hatte sich in Tatezi verliebt und wollte sich wohl bei ihr Trost suchen. Wir mussten ein Sofa vor die Türe schieben, denn Buddy gelang es noch einmal die Türe zu öffnen. Das war eine unruhige Nacht, Buddy hat nicht Ruhe gegeben, an der Türe gekratzt und geheult und unsere Vierbeiner haben mit Bellen geantwortet. Zu einer kritischen Situation kam es erst, als die läufige Hündin Tatezi gesehen und als Konkurrenz entdeckt hat. Ich habe versucht dazwischen zu gehen, Gabi hat mit dem Gepäck gefuchtelt, die Zicke auf Abstand gehalten und ich um Hilfe geschrien. Ein Hotelangestellter kam uns zu Hilfe geeilt und vertrieb die Hündin wie es so einige in Ecuador tun, in dem er einen Stein nach dem Tier geworfen hat – nur hat er leider das falsche, Buddy, getroffen. Die Hündin hat sich trotzdem zurückgezogen und wir gelangten unversehrt zu unserem Auto.



Am meisten Angst hatten wir aber vor dem Rüden Frederico, der in San Antonio de Pichincha dem deutschen Besitzer des Hotels Aleman gehört. Er soll, so sagte es uns sein Herrchen, bereits neun weisse Pudel getötet haben. Vermutlich weil er als Welpe mal von einem Rudel Puddel schikaniert worden sei. Da wir nur eine Nacht dort verbracht haben, konnten wir uns arrangieren indem wir das Zimmer nur verliessen wenn Frederico eingesperrt war oder an der Kette lag.

Der junge, weisse Rüde, der zum Hostal Aya Huma im alten Bahnhof von Peguche gehört, war nicht bösartig, bloss ein bisschen lästig. Er wollte unbedingt mit Tatezi spielen, was sie sicher auch gerne getan hätte, was aber nicht ging, denn ich lasse Tatezi nur an Stränden oder auf Feldern frei herumrennen. Er ist uns bis vor das Zimmer gefolgt und ich hatte Angst, er würde durch das Fenster springen. Dabei war er doch bloss ein junger, in Tatezi verliebter Rüde – wer kann es ihm verübeln?

Kakerlaken im Zimmer, Ratten auf der Strasse

Montag, 4. Februar 2013

Es war warm und regnete fast täglich. Montañita hat sich bei unserem zweiten Besuch nicht von seiner besten Seite gezeigt. Zeitweilen fiel der Regen so heftig, dass die Abflüsse überliefen, das Wasser blieb auf der Strasse und sah so unappetitlich aus, wie es vermutlich auch war. Morgens, meist wenn wir gerade am Frühstücken waren, fuhr ein Lastwagen durch das Städtchen um die Toiletten abzupumpen, eine olfaktorische Fahne hinter sich herziehend. Wenn er weiter fuhr, fielen immer mal wieder ein paar Tröpfchen auf die Strasse. In das lauwarme Wasser. Das muss das reinste Paradies für Bakterien und andere Kleinstlebewesen sein, habe ich mir gedacht. Mir grauste davor, durch diese Brühe zu spazieren. In Sandalen, denn die Turnschuhe wären in diesem feuchtwarmen Klima nie getrocknet. Und mit kurzen Hosen oder Röcken, denn unsere Beine liessen sich einfacher waschen als lange Hosen. Unsere Beine waren jeweilen voller Spritzer, die, oder auch Mückenstiche, haben schon mal gejuckt und wir haben uns darauf hin an der Stelle gekratzt. Und wie oft fährt man sich unbewusst mit der Hand über das Gesicht? Ich, als ehemalige Kinderkrankenschwester, habe mir die schrecklichsten Geschichten um Seuchen zusammengereimt. Als mir Gabi, die im Partystädtchen öfters mal ausgegangen ist, noch erzählt hat, dass nachts und manchmal sogar tagsüber die Ratten aus ihren Löchern kommen, wähnte ich mich punkto Hygiene im Mittelalter.



Tatezi, die Pfützen gar nicht mag, hat es mit Sprüngen geschafft, dass ihre Pfoten fast weiss blieben

Weniger geekelt habe ich mich vor den Kakerlaken, den Grillen und Heuschrecken mit denen wir das Zimmer geteilt haben. Die sieht man wenigstens und kann sie so meiden. Nur hat es mich geärgert, dass offenbar eines dieser Viecher in meinen Rucksack gekrochen ist und sich an einem T-Shirt den Magen voll gefressen hat.

Die Schmerzen haben hier auch Gabi so sehr geplagt, dass sie zeitweise kaum gehen konnte und ich für uns das Essen aus einem Restaurant geholt habe. Wir liessen uns deshalb Eis ins Hostal bringen, mit denen sie ihre Gelenke kühlen konnte:

Auf der Strasse mochte ich in diesem Städtchen nichts essen. Aber wir haben es wieder sehr geschätzt, dass es eine grosse Auswahl an Restaurants mit internationaler Küche hat. Unser absolutes Lieblingslokal war das Kapadokia, wo es mediterrane Spezialitäten und die besten Caipirinhas des Ortes gibt. Leider konnten wir uns nur zweimal diese Köstlichkeiten leisten, unser Budget ist eh schon überstrapaziert. Und zum Abschied schien die Sonne wieder, es war, als sei der ganze Spuk vorbei.




Schmerzen zwingen uns zu Planänderung

Donnerstag, 31. Januar 2013

Ein alter Bahnhof, zum Hostal umgebaut, war unser nächstes Ziel. Wir konnten ihn lange nicht finden, haben mehrere Male nach dem Weg gefragt, bis wir schliesslich begriffen haben, dass wir tatsächlich auf der alten Bahntrasse fahren mussten um zu diesem Bijou zu gelangen. Und welche Überraschung, hier gab es sogar mehrere vegetarische Gerichte. Wie habe ich das geschätzt, denn auf dieser Reise bin fast zur Vegetarierin geworden. Mir, die ich schon vorher nur noch sehr wenig Fleisch gegessen habe, widerstand das immer gleiche Stück Fleisch bald einmal. Unsere Hunde waren darob nicht unglücklich, denn sie bekamen in der Regel zirka 80 Prozent meines Fleisches. Für mich blieben dann meistens ein paar Pommes, Reis und ein wenig Salat, der oft vorwiegend aus Zwiebeln bestand. Zum Glück gab es an den meisten Orten zum Frühstück herrlich frische Früchte.



Auf der Weiterfahrt haben wir den Äquator zum zweiten Mal überquert. Diesmal haben wir ihn sogar gefunden, denn beim ersten Mal haben wir, obwohl wir sehr gut Ausschau gehalten haben, die gezackte Linie, die laut unserem Reiseführer auf der Strasse die Stelle markiert, nicht gesehen. Dieses Rätsel löste sich damals am nächsten Tag, als ich mit dem Guide des Hotels einen Ausflug gemacht habe und ihn danach gefragt habe: die Strasse ist neu und der Äquator noch nicht eingezeichnet. Das Äquatormonument Quitsa To, die Mitte der Welt, ist heute an der Stelle wo schon die Tsachila-Indianer vor mehr als 1000 Jahren mit Hilfe eines Sonnenkalenders die Zeiten der Saaten und Ernten bestimmt haben.


Und wieder ging es rauf, zum auf 3‘854 m hoch gelegenen Dorf Quilotoa, wo der gleichnamige Kratersee liegt. Den wollten wir am folgenden Tag in einer vierstündigen Wanderung umrunden. Doch mein Rücken hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz fünf geschluckter Schmerztabletten habe ich vor Schmerzen geheult und konnte mich kaum mehr bewegen. Da ich vermutet habe, dies sei wegen der Kälte und Höhe, haben wir beschlossen am nächsten Tag gleich wieder abzureisen und unsere Reiseroute zu ändern. So sehr es uns gereizt hätte, noch die 220 Bergseen, die Lagunas de Anteojos, zu besuchen, wir liessen der Vernunft den Vorrang und machten uns auf den Weg, um so schnell wie möglich wieder ans Meer zu gelangen.


Wenn die Sicht gleich Null ist

Samstag, 26. Januar 2013

Plötzlich war es da, das seltsame Geräusch. Schnell fanden wir heraus, dass es von der Klimaanlage unseres Autos kam. Es war beängstigend, vor allem weil wir nicht wussten, ob es ein Defekt sei, der auf den Motor übergreifen könnte. Kurz darauf hat die Klimaanlage den Geist ganz aufgegeben. Angesichts der Temperatur die hier in den Nordanden herrschte, wäre das nicht schlimm gewesen, aber weil es geregnet hat, beschlugen sich die Scheiben im Nu. Wir waren irgendwo in der Pampe, zirka 15 km vom nächsten Dorf, El Ángel, entfernt und hatten keine Ahnung, wie weit es noch sei bis zur Polylepsis Lodge. Die Strasse war ein Schotterweg und uns blieb nichts anderes übrig, als im Schritttempo zu fahren. Zum Glück tauchte die Lodge nach ein paar Kilometern auf und wir waren glücklich, dass sie uns mit den Hunden aufgenommen haben. Unsere Cabaña hatte einen Cheminéeofen, worüber wir sehr froh waren, denn in einer Höhe von rund 3‘700 m war es empfindlich kalt. Deshalb haben wir auch geschätzt, dass wir gleich nach unserer Ankunft eine warme Mahlzeit bekommen haben.



Diese Suppe mit frischer Avocado, gerösteten Maiskörnern und scharfer Sauce hat uns ganz besonders gut geschmeckt

Am nächsten Tag schien die Sonne und so konnten wir die Exkursion in den Bosque (Wald) Polylepsis wie geplant unternehmen. Diese Bäume werden bis 1500 Jahre alt und haben ein extrem hartes Holz. Regelmässig stossen sie ihre äusserste Rinde ab um dadurch resistenter gegen die Kälte und Parasiten zu sein. Aber auch die Frailejones-Pflanzen haben uns beeindruckt. Diese widerstandsfähigen Stauden werden bis zu 5m hoch, haben Blätter, die wie eine Blume aussehen und die eigentlichen Blüten sehen aus wie kleine Sonnenblumen. Wie so oft hier in Ecuador, durften wir die Hunde in den Nationalpark mitnehmen.







Auch für die Fahrt zurück nach El Ángel hatten wir Sonnenschein, so dass die Autoscheiben nicht beschlagen haben. Wir haben das Auto in eine Garage gebracht und die Wartezeit mit Lesen zugebracht. Aber leider war der Bescheid, den uns der Mechaniker danach gegeben hat, nicht besonders gut: der Filter sei verstopft, doch er hätte keinen solchen an Lager. Das sei aber nicht schlimm, hat er uns getröstet, denn die Klimaanlage funktioniere wieder. Wir sollen einfach, sobald wir in einer grösseren Stadt seien, eine gut ausgerüstete Garage suchen. Und so fahren wir seither immer im Ungewissen, wann das gute Teil wieder aufgeben werde.

Wir fahren Kanu

Mittwoch, 16. Januar 2013

Morgens früh um 08 Uhr sollten wir in Borbón sein, um ein Kanu nach San Miguel zu erreichen. Da wir aber im 40 km entfernten San Lorenzo ein Hotel gefunden hatten, war das für uns sehr früh, denn wir brauchen einfach eine gewisse Zeit, bis wir morgens unsere Gelenke richtig bewegen können. Vor allem weil mein Rücken mich seit Wochen ununterbrochen schmerzt und ich mich morgens, bis die erste Schmerztablette des Tages ihre Wirkung zeigt, kaum bewegen kann, schafften wir es nicht. War nicht schlimm, denn um 11 Uhr legte das nächste Kanu in den Rio Cayapas ab. Wir nutzen die Zeit des Wartens um das Treiben an der Anlegestelle zu beobachten und eine Garage für unser Auto zu finden.



Ich war ja gespannt, ob Tatezi in das Kanu einsteigen würde, denn das ist eine ziemlich wacklige Angelegenheit und wir mussten zuerst über ein anderes Boot klettern. Doch meine diesbezüglichen Bedenken waren vergebens: sie ist mir ohne zu zögern gefolgt. Braves Mädchen! Nur während der Fahrt hat es ihr gar nicht gepasst, auf dem Boden, eingezwängt zwischen unseren Füssen zu sitzen, während Wuschi bei Gabi auf dem Schoss sein durfte. So hat sie es nach einer halben Stunde genutzt, dass wir ihr ein bisschen Platz gemacht haben und ist kurzerhand zu mir hochgesprungen. Ich konnte sie ja verstehen, würde auch nicht gerne stundenlang auf dem nassen, vom Motor vibrierenden Boden sitzen wollen. Nun war es sehr eng für uns alle, aber wir hatten es lustig und genossen die Fahrt auf dem Rio Cayapas.




Nach 3 ½ Stunden erreichten wir San Miguel, wo es tatsächlich ein einfaches Hotel hat. Hier her muss alles, von Lebensmitteln über Küchengeräten oder Möbeln per Kanu hergebracht werden. Die Auswahl in den zwei kleinen Lebensmittelgeschäften ist deshalb sehr bescheiden: Mineralwasser, Bier, Öl, ein paar Dosen, einige Snacks, Reis in einem grossen Sack, ein paar Kartoffeln, Zwiebeln, noch ein paar wenige Gemüse und Seife. Und trotzdem haben wir fein gegessen. Hunger ist der beste Koch. Touristen verirren sich nicht oft hier her, entsprechend wurden wir beobachtet. Sogar während wir assen, setzten sich ein paar Halbwüchsige auf Stühle und haben uns beim Essen zugeschaut. War ein komisches Gefühl. Und erst unsere Hunde waren die Attraktion der Kinder. Immer wieder musste Tatezi „Pfötchen geben“ oder an der Leine mit den Jungs spazieren.



Am nächsten Tag haben wir mit Shollander und einem anderen Guide eine Exkursion in den Küstennebelwald gemacht. Die Anfahrt war natürlich auch wieder mit einem Kanu und verlief unter Bäumen durch, die fast bis ins Wasser hingen.





Wir gehen auf Einkaufstour

Dienstag, 8. Januar 2013

Die Togua-Nuss ist heute das Rohmaterial für vielerlei Souvenirs, vor allem für Ketten, Ohr- und Fingerringe. Früher wurden daraus auch Knöpfe, Würfel und Pfeifen hergestellt, denn das Material, das wegen seiner Farbe auch pflanzliches Elfenbein genannt wird, ist hart und hat einen sanften Glanz. Die Nuss ist der etwas mehr als hühnereigrosse Samen der Togua-Palme, die zwischen Ecuador und Peru heimisch ist. Wir waren neugierig auf diesen Schmuck und haben deshalb von Montañita aus einen Ausflug nach Dos Mangas unternommen, wo diese Palmen wachsen, die Nüsse verarbeitet und die fertigen Schmuckstücke verkauft werden.


Während sieben Monaten müssen die Nüsse trocknen, bevor mit ihrer Verarbeitung begonnen werden kann. Sind sie geschält und von Unebenheiten befreit, dauert es nochmals vier Monate, bis sie poliert und zum Teil eingefärbt werden um danach zu hübschen Schmuckstücken zu mutieren. Wir haben uns einiges gekauft und Gabi hat noch eine Bestellung aufgegeben, denn sie wollte etwas ganz Besonderes als Mitbringsel für eine Freundin kaufen. Am Tag unserer Abreise aus Montañita sollten wir das Souvenir abholen. Nur haben wir dummerweise gesagt, wir würden am Dienstag, den 2. Januar abreisen – man verliert den Überblick über die Daten, wenn man unterwegs ist. Als wir am Mittwoch, den 2. Januar wieder im Geschäft in Dos Mangas waren, war das Geschenk für die Freundin schon anderweitig verkauft worden. Meine Tochter war masslos enttäuscht bis sie mit einem Schmunzeln festgestellt hat, dass wir halt jetzt einfach am Ende unserer Reise durch Ecuador nochmals Halt in der Partystadt Montañita machen müssen.

In dieser Gegend Ecuadors werden auch die als Panamahüte bekannten Kopfbedeckungen und andere Hüte gefertigt und verkauft. Aus einer Laune heraus haben wir uns Hüte gekauft und sind uns dann damit fast vorgekommen, als ob wir ein Theaterstück mit dem Namen „High Society“ spielen würden:

Was schlecht war, wird verbrannt

Samstag, 5. Januar 2013

Nach den ruhigen Tagen in Playas stand uns, vor allem Gabi, für Sylvester der Sinn nach etwas mehr Partystimmung. Die fanden wir in Montañita, dem Eldorado der Surfer und Partystädtchen Ecuadors. Bereits in Peru hatten wir von diesem Ort gehört und ich wurde entsprechend bedauert, als wir von unseren Plänen, dort den Jahreswechsel zu feiern, erzählten. Na ja, ein bisschen alt hätte ich mir schon vorkommen können, angesichts des Durchschnittsalters der hiesigen Touristen, das irgendwo zwischen 20 und 30 liegen dürfte. Entsprechend laut ist die Musik, légère die Kleidung und das Leben spielt sich die ganze Nacht draussen ab. Ich habe mich aber trotzdem wohl gefühlt und zwar vor allem wegen der vielen Restaurants, in denen es für jeden Geschmack etwas zu finden gibt. Endlich wieder einmal kulinarische Abwechslung! Und auch fand ich die Stimmung der jungen Leute, die Hippies und die ganze Atmosphäre berauschend. Nicht weniger der Jungen, die als Touristen hier her kommen, bleiben für kurze oder lange Zeit hängen.




Er ist vermutlich lange hier hängengeblieben und hat uns aus fast zahnlosem Mund ziemlich falsch einen Blues vorgesungen

Da unser Hostal am Dorfrand liegt, hatten wir nachts unsere Ruhe, bis auf die Geräusche der Brandung, die ich so sehr liebe. Keine Ahnung warum, aber das ganze Strandleben spielt sich am entgegengesetzten Dorfrand ab, wo ein Gedränge wie im Schlussverkauf herrscht, während wir auf unserer Seite wieder einmal fast den ganzen Strand für uns alleine hatten.



Mir gefällt der Brauch, der in Ecuador zum Jahreswechsel zelebriert wird: das Böse des vergangenen Jahres wird verbrannt. Dazu basteln sich die Einwohner aus Holz und Karton Puppen, die sie bemalen und schon paar Tage vor Sylvester vor ihren Häusern aufstellen. Um Mitternacht am letzten Tag des zu Ende gehenden Jahres werden die Puppen, „Año vejo“ (altes Jahr) genannt, mit Benzin übergossen und verbrannt. Und damit all das Böse, das einem im vergangenen Jahr widerfahren ist. Indem sie die Puppen zuvor liebevoll bemalen, können sie sich vielleicht in Gedanken mit den Verursachern ihrer Unmut versöhnen.




Ob da jemandem so viel Böses widerfahren ist?

Wir sind zur Feier des Tages ausgezeichnet essen gegangen, doch dann wieder zurück ins Hostal zu den Hunden. Schliesslich lassen wir sie ja auch zu Hause an solchen Tagen nicht alleine. Kurz vor Mitternacht hat sich dann Gabi mit der Kamera auf den Weg gemacht und eindrückliche Bilder, die an Kriegsszenen erinnern, von den brennenden Puppen zurück gebracht. Das Fest dauerte bis lange nach Sonnenaufgang und Gabi konnte wieder einmal am Strand die ganze Nacht durchtanzen.



Überraschung an Weihnachten

Dienstag, 1. Januar 2013

Wir haben es geschafft, an Weihnachten an einem Strand in Ecuador zu sein. Playas heisst der Ort, wo wir die ersten Feiertage verbrachten – und das tönt doch vielversprechend. Tatsächlich war der Strand immens, fast menschenleer und das Wasser angenehm lauwarm, so dass sogar ich baden ging. Und auch Tatezi, die ich bisher als wasserscheu gekannt habe, ist voller Freude jeden Morgen direkt in die Brandung gerannt. Sie ist sogar geschwommen um ein ihr geworfenes Spielzeug zu holen! In der Bretagne, wo die Temperatur des Atlantiks selten mehr als 18 Grad beträgt, ist sie nicht dazu zu bewegen, tiefer als Bauchhöhe ins Nass zu steigen. Ich kann sie ja verstehen.

Gleich schwimmt Tatezi

Wir haben den Strand für uns

Ob dieser Kuss ihr auch einen Prinzen beschert?

„Wir sind eine grosse Familie“, hat der Patron des Hotels El Tucano, ein ausgewanderter Italiener, immer wieder betont. Dazu gehören für ihn zum Glück auch Tiere, und deshalb waren wir bei ihm so willkommen wie noch nirgends auf dieser Reise. Wir mussten nicht lange erklären, dass unsere Hunde stubenrein seien, nicht bellen würden und gut erzogen seien (na ja, das ist natürlich relativ und das schön „im Fuss“ gehen wird ja kaum relevant sein für die Zimmerbenützung…). Wir hätten sogar mit der Familie Weihnachten feiern können.

Irgendwie kam es uns gar nicht vor wie Weihnachten. Ich habe während der ganzen Adventszeit bloss zweimal Weihnachtslieder gehört und sehr wenig Weihnachtsschmuck gesehen, aber vermisst habe ich nur die „Weihnachtschrömli“ und die dazu gehörenden Düfte. Dafür, so hatte ich mich noch in Cusco gefreut, würde ich dieses Jahr als Weihnachtsessen Spargeln, meine absolute Lieblingsmahlzeit, geniessen, denn diese wachsen im Norden Perus und auch welche aus Ecuador habe ich schon zu Hause gesehen. Die Erntezeit, hat man mir gesagt, beginne um Weihnachten herum. Riesengross war deshalb meine Enttäuschung, als ich erfahren habe, dass die in Peru geernteten Spargeln alle für den Export bestimmt seien. Das gibt mehr Geld als durch den Verkauf im Land zu erzielen wäre. Auch in Ecuador habe ich keine Spargeln gesehen.

An Heiligabend haben wir unseren Tisch geschmückt, ein paar kleine Geschenke und auch Würstchen für die Hunde in Notizpapier eingepackt , einen Aperitif bestellt und uns ein Festessen auf der Speisekarte ausgesucht. Der Kellner nahm die Bestellung auf, verschwand in der Küche und kam gleich darauf zurück. Mit Spargeln! Gabi ist es gelungen, durch den Chef welche kaufen zu lassen und sie hat sogar selber eine Mayonnaise gemacht! Dazu gab es Kartoffeln (Gschwelti) und Käse. Obwohl es grüne Spargeln waren und ich eigentlich die weissen heiss liebe, haben sie mir super gut geschmeckt. Das war die schönste und grösste Weihnachtsüberraschung, die ich seit Jahren bekommen habe. Danke, liebe Tochter!


Der gefährliche Norden Perus

Samstag, 29. Dezember 2012

Nach Dschungel und Wüste sehnten wir uns nach dem Meer und waren deshalb glücklich, in San Bartolo eine Unterkunft auf einer Klippe gefunden zu haben. Wir blieben gleich zwei Tage in dem lauschigen Hotel Las Kahunas im polynesischen Stil. Nur das Wasser war für unseren Geschmack zu kalt. Die Surfer trugen auch alle Neoprenanzüge um ihrem Sport zu frönen. Unser Wunsch war es deshalb, die Weihnachtstage an einem Strand in Ecuador zu verbringen, wo die Wassertemperatur 24 Grad beträgt. So fuhren wir zügig gen Norden, alles auf der Panamericana, der Strasse, die Alaska mit Feuerland verbindet.


Wie oft wurden wir gewarnt, im Norden Perus sei es sehr gefährlich. Nachts dürften wir auf keinen Fall das Hotel verlassen und auch in Taxis drohe Unheil. Wobei die Taxifahrer selber hatten auch Angst, sahen wir doch verschiedentlich, dass sie einen Metallkäfig um sich herum hatten. Zum Schutz vor Übergriffen. Nun, wir wollten aber nach Ecuador, mussten also den Norden durchqueren. Unterwegs trafen wir auf Überreste der Lehmziegelfestung Paramonga. Hier setzten sich die Chimú gegen die kämpferischen Inkas zur Wehr, allerdings ohne Erfolg. Besser erhalten sind die Ruinen von Chan Chan, der einstigen Hauptstadt des Chimú-Reiches, wo im 12. und 13. Jahrhundert rund 100‘000 Menschen lebten. Die riesige Stadt war aus ungebrannten Lehmziegeln gebaut worden. Dass sie bis heute zu einem grossen Teil erhalten ist, ist der trockenen Witterung zu verdanken. Regen hat hier absoluten Seltenheitswert. Umso erstaunter waren wir, dass wir zwischen diesen beiden Ruinenstätten Reisfelder getroffen haben.






In Pacasmayo waren wir nun wirklich im gefährlichen Norden, der uns kulinarisch überraschte. Endlich gab es wieder einmal guten Salat! Wir haben uns verwöhnen lassen und da ich nicht mehr genügend Soles dabei hatte, habe ich mit der Kreditkarte bezahlt. Kaum zurück in unserem Hostal wurde ich an die Rezeption gerufen. Ein junger Mann wolle mich sprechen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich den Kellner vom Restaurant erkannt habe, mit meiner Kreditkarte! Die Gefährlichkeit des Nordens scheint mir relativ harmlos zu sein.

¡Feliz Navidad!

Dienstag, 25. Dezember 2012

unser Weihnachtsbäumchen

Frohe Weihnachten meinen lieben Leserinnen und Lesern!

Von Cusco nach Huacachina

Sonntag, 23. Dezember 2012

Unser Wunsch nach Wärme ging schon bald nach dem wir Cusco, wohin wir nach unserem Dschungelabenteuer zurückgekehrt waren, verlassen hatten in Erfüllung. Doch zuerst hiess es unzählige Kurven fahren, über viele Pässe hinter Lastwagen herschleichen und dabei eine Landschaft zu sehen, wie sie kaum abwechslungsreicher sein könnte: wir durchquerten üppig grüne, fast tropische Täler und karge, felsige Höhen.





Wie immer lassen wir die Hunde zwischendurch wenn möglich frei laufen und spielen mit ihnen. Tatezi gefällt es sichtlich in der kühlen Höhe

Und wieder änderte sich die Landschaft, durch die wir fuhren: es wurde immer sandiger und es bestand deshalb kein Zweifel, dass wir uns dem Wüstenort Nazca näherten. Dort konnten wir nicht widerstehen uns die Nazca-Linien aus einem kleinen Flugzeug anzusehen. Diese Zeichen im Wüstensand, erstmals entdeckt 1926 aber erst durch die Deutsche Maria Reiche studiert und in mühsamer Arbeit während Jahrzehnten freigeschaufelt, sind bis heute geheimnisumwittert. Vermutlich entstanden sie in der Zeit von 300 bis 700. Sie stellen verschieden geometrische Figuren dar, aber auch Tiere, wie ein Lama, einen Hund, eine Spinne, oder einen Kondor sowie einen Menschen. Da sie sehr gross sind, eine Eidechse etwa misst 188 m, vermuten einige Wissenschaftler, dass die Menschen der Nazca-Kultur bereits über Heissluftballons verfügten. Für Erich von Däniken hingegen sind sie Zeichen Ausserirdischer.


Unsere Reise ist voller Kontraste, und das nicht nur was die Landschaft anbelangt. Nach dem kargen Leben im Dschungel hatten wir nichts gegen ein bisschen Luxus einzuwenden und waren deshalb sehr positiv überrascht, dass wir in guten Hotels untergekommen sind. In Huacachina allerdings nur dank dem Goodwill des Hotelpersonals. In dieser kleinen Oase hatten wir ausnahmsweise schon im Voraus durch unseren Guide in Nazca ein Zimmer reserviert. Er hätte zehn Hotels angerufen und nur eines davon sei bereit, uns alle vier aufzunehmen, und zwar das Beste am Ort, hat er uns gesagt. Nur, als wir dort angekommen sind, wusste niemand etwas davon. Nach längerem Diskutieren bekamen wir trotzdem ein Zimmer. Der Hotelmanager entschuldigte sich, dass es allerdings ein Zimmer ausserhalb des Hotels sei, doch wir waren begeistert, denn es war das einzige Zimmer mit Aussicht auf die Oase!

Rund um die Oase sind die höchsten Dünen Südamerikas und laden zum „Snowboarden“ auf Sand oder zum 8er-Bahnfahren mit einem Buggy ein. Wir mussten das natürlich auch ausprobieren, wenn wir, als Anfänger, zum Sandboarden auch auf dem Bauch liegend die Dünen runter gesaust sind. Es hat meinem Ego schon ein bisschen geschmeichelt, dass ich mit getraut habe, während eine junge Frau Angst hatte und es, mich anblickend, erst bei der zweiten Düne gewagt hat. Es hat Spass gemacht!





Fazit unseres Dschungelabenteuers

Dienstag, 18. Dezember 2012

Positives:

  • Die Madre Selva Dschungel Lodge (www.sircadiaparadise.com) liegt an einem wunderschönen Ort im Dschungel. Wir sahen täglich viele bunte Schmetterlinge, einmal eine ganze Affenbande aber ansonsten leider weder die nur hier vorkommenden roten Vögel noch Bären oder andere grössere Tiere
  • Das Ayahuasca-Ritual war eine sehr sinnliche, gute Erfahrung.
  • Wir haben mit ein paar der jungen Leute Freundschaft geschlossen, insbesondere mit Kristen, Gustavo und Israel.

Negatives:

  • Die zwei kurzen Yoga-Sessions mit Albert waren nicht befriedigend. Einmal bei Kälte auf dem Campingplatz habe ich gestreikt. Mochte mich nicht draussen mit kalten Muskeln bewegen. Gustavo hingegen hat uns wirklich gutes und erst noch an mich angepasstes Yoga im Tempel gezeigt.
  • Die empfohlene Diät unterscheidet sich in nichts von derjenigen, zu der man mir in der Reha-Clinic geraten hatte und die ich nach ein paar Monaten leider wieder aufgegeben habe. Nichts Neues.
  • Nach der Rückenmassage durch Albert hatte ich Genickprobleme. Kristens Massagen waren entspannend und lindernd.
  • Die Kommunikation war nicht gut, wir wurden zum Beispiel nicht orientiert, wenn sich die Essenszeiten verschoben haben.
  • Bei unserem ersten Treffen hat uns Albert weis gemacht, unsere Krankheit in einem Monat heilen zu können. In der Lodge waren es plötzlich vier bis sechs Monate und zuletzt gar ein Jahr.
  • Albert hat uns einen Monat in der Lodge verkauft, obwohl er ganz genau gewusst hatte, wie er später selber gesagt hat, dass das Klima für mich nicht gut ist. Zurückerstattet hat er uns nichts.
  • Ich glaube, die jungen Leute die in der Lodge mitarbeiten, werden ausgenutzt: sie müssen täglich fünf Stunden arbeiten und bezahlen zehn Dollar pro Person für ein mickriges Zimmer und drei Suppenmahlzeiten täglich. Das gab mir, die ich mehr bezahlt hatte und dafür nicht arbeiten musste, ein ungutes Gefühl.
  • Albert, der ständig sagt wie unwichtig ihm Geld sei und dass er über fast keines verfüge, besitzt 200 Hektaren Dschungel. Sagt er. Davon wollte er uns eine für 25‘000 Dollar verkaufen. Hält er uns für total bescheuert? Wie kann er für 5 Millionen Dollar Land gekauft haben und ausserdem Land in Bolivien und ein Haus in Calca besitzen und zudem ein Zimmer in Quillabamba bewohnen wenn er kein Geld hat? Später hat uns einer unserer neuen Freunde gesagt, für 25‘000 Dollar bekämen wir 100 Hektaren Dschungel…
  • Albert ist sehr von sich selber überzeugt, nur was er anbietet ist gut. So sind zum Beispiel ALLE Schulmediziner Mafiosi die mit den Pharmafirmen zusammenarbeiten und nur deren Produkte verkaufen wollen. Er weiss alles besser, wie dass Präservative nicht schützen würden und AIDS nicht existiere.
  • Albert lässt sich von uns von Calca nach dem 4 ½ Stunden entfernten Quillabamba fahren ohne anzubieten, etwas ans Benzin zu bezahlen. Dafür dürfen wir ihn noch dreimal zum Essen einladen. Natürlich ohne Dankeschön.

Fazit:
die 2 ½ Wochen in der Lodge waren eine zwar oft unangenehme Erfahrung, aber insgesamt doch spannend, denn wo sonst hätten wir ähnliches erleben können? Zurück bleiben das Gefühl verarscht und ausgenutzt worden zu sein und die Frage: Ist Albert ein selbsternannter Heilpraktiker, ein Schamane oder ein Scharlatan?



In Südamerika braucht man Geduld

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Nach zwei Wochen hatten wir definitiv genug und wollten nur noch an die Wärme. Als wir Albert von unserem Abreiseplan erzählten, war er sehr verständnisvoll und meinte, das Klima sei wirklich sehr schlecht für meine Knochen und Gelenke. Aber leider sei das im Moment nicht möglich, da das oberste Stück der Strasse in Folge der heftigen Regenfälle durch Erdrutsche verschüttet sei.

Samstag oder Sonntag sollte die Strasse geräumt werden. Denkste! Am Mittwoch darauf beschlossen wir, den Abstieg trotzdem zu riskieren. Bis zum Standort unseres Autos stand uns eh ein Fussmarsch bevor. Sollte immer noch kein Bagger in Sicht sein, würden wir das verschüttete Stück Strasse auch zu Fuss gehen und unterhalb davon den Camion nach Quillabamba nehmen, der fahrplanmässig am Mittwoch fahren sollte. Nur fuhr er an diesem Tag ausnahmsweise nicht. Also weiter zu Fuss bis zum Haus von Cristobel, dem Schreiner, der für Albert die Clinic baut. Von dort wollte Albert um 17 Uhr auf dem Motorrad von Cristobels Bruder nach Quillabamba hinunter fahren und uns mit einem Taxi holen kommen. Albert war schnell zurück, denn er hat, sobald er in einer Zone mit Handyempfang war, telefonisch ein Taxi bestellt.


Unterdessen war es Nacht geworden und wir warteten und warteten. Bis wir irgendwann eingesehen hatten, dass wohl kein Taxi mehr kommen würde. Albert ist zu Fuss nach Quillabamba runter und wir mussten ein Nachtlager bei Cristobel erbitten und um einen Schluck Wasser betteln. Um 06 Uhr in der Frühe kam unser Taxi und wir hofften, erstmals in Quillabamba schnell jemanden zu finden, der für die Freischaufelung der Strasse verantwortlich sei.

Von Donnerstag bis Samstag hat uns Albert immer wieder gesagt, er hätte mit den zuständigen Leuten gesprochen. Sonntags ist er dann wieder rauf zur Lodge gewandert. In der nächsten Woche haben wir neue Freunde gefunden. Hugo vom Restaurant Cafe y Chocolate, Pakay und sein Neffe Fredy und ein paar Männer mehr, die sich mächtig für uns eingesetzt haben. Nach nur einem Telefongespräch wusste Hugo wer zuständig ist! Pakay und Fredy sind mit uns zur verschütteten Strasse hochgefahren, ein Weg war zirka 1 Stunde Fahrzeit, um abzuschätzen, wie lange wohl ein Bagger zur Freischaufelung brauche. Danach haben sie uns noch in Pakays Restaurant zum Essen eingeladen, was wir sehr geschätzt haben, denn es war die beste Mahlzeit seit mehr als drei Wochen. Am Dienstag war es zu spät für den Bagger um noch hochzufahren, am Mittwoch war er kaputt doch am Donnerstag war die Strasse endlich frei! Nur fuhr an diesem Tag wegen eines Festes kein einziges Taxi. Am Freitag aber, nach 15 Tagen des Wartens, konnten wir endlich mit unserem Auto Richtung Cusco abfahren. Vielen herzlichen Dank an Pakay, Hugo, Fredy und die anderen Männer!


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Ayahuasca, der Trank der Schamanen

Sonntag, 9. Dezember 2012

Alles Mögliche wird ihm nachgesagt, dem „Zaubertrank“ der Schamanen. Er soll Krankheiten heilen können, in Lebenskrisen Erleuchtung bringen, zu einem inneren Frieden verhelfen, aber auch nicht ganz ungefährlich sein, denn es sind Fälle beschrieben, in denen der Proband in eine Psychose verfallen ist oder Angstzustände bekommen hat. Hergestellt wird das Gebräu Ayahuasca aus der Dschungelliane mit demselben Namen, die einen MAO Hemmer enthält, und Blättern der Pflanze Psychotria viridis, die über das halluzinogene DMT verfügen. Kein Wunder deshalb, dass ich mit gemischten Gefühlen dem ersten Ayahuasca-Ritual entgegensah.

Um 18 Uhr trafen wir uns im sogenannten Tempel. Ausser uns durften noch Israel, Kristen und eine auf Besuch weilende Argentinierin teilnehmen. Albert trat als Schamane auf und Gustavo als sein Helfer, der uns mit einer Verbeugung den Trank reichte. Der Tempel war nur von zwei Kerzen erhellt und gespenstisch von den Flammen eines Feuers. Ich sass da und wartete auf irgendeine Erfahrung. Aber nichts tat sich, nicht einmal erbrechen musste ich, was mir mit fast 100 protzentiger Sicherheit prophezeit worden war. Irgendwann bin ich eingeschlafen und frustriert drei Stunden später erwacht.

Nach fünf Tagen durften wir es noch einmal probieren und bekamen diesmal etwas mehr und stärkeres Ayahuasca. Und das fuhr mit total ein. Die Musik wurde immer intensiver, ich hatte das Gefühl, mein ganzer Körper sei Musik. Als würde ich durch ein Kaleidoskop blicken, sah ich farbige, ständig wechselnde Lichter aufblitzen. Und plötzlich wusste ich, es ist Zeit, mit dem Plastiksack raus zu gehen. So habe ich mich draussen auf die Treppe gesetzt und gekotzt, was aber komischerweise durchaus angenehm war. Schade, habe ich gedacht, jetzt ist wohl mein Trip zu Ende. Doch dem war nicht so. Kaum lag ich wieder auf meinem Platz, stürzten von überall her eine Art Sternschnuppen auf mich zu. Diese verwandelten sich in lange, weiche Blätter und wurden gleich danach zu biegsamen Schwertern. Ich hatte keine Zeit Angst zu bekommen, denn sogleich hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: „Ich beschütze Dich.“ Rechts von Albert sah ich ein Wesen, das, so „wusste“ ich, mein Schutzengel war. Sein Kopf war immens und fast quadratisch mit riesigen, rot-blauen Augen. Und irgendwie gelang es ihm, alle vorbeifliegenden Schwerter abzuwehren. Irgendwann wurde alles wieder Musik, ich hatte sexuelle Träume und wurde schliesslich von Albert geweckt.

Gabis Improvisation der Beschreibung meines Schutzengels

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Von der Tortur bis zu Wohlbefinden

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Auf besonderen Wunsch von Gesa hier unser Therapieplan: Unsere Tage in der Madre Selva Jungle Lodge begannen um 06.30 mit einer stündigen Meditation. Nun, ich muss gestehen, meditieren war noch nie mein Ding, ich kann das einfach nicht, meine Gedanken kommen nie zur Ruhe. Mit den vor allem morgens heftigen Rückenschmerzen wurde es allerdings zur reinen Tortur. Leichter zu ertragen waren die abendlichen Meditationen. Und viel besser haben mir die drei Fussreflexzonenmassagen und die vier Rückenmassagen gefallen.

Wir meditieren mit Mückenschutz und gut gegen die Kälte eingepackt

Yoga stand auch auf unserem Programm und darauf habe ich mich besonders gefreut. Wenn mir auch in einer der Stunden vor Schmerzen die Tränen kamen, so hat es doch sehr gut getan und mein Rückenweh gelindert. Gustavo, der meine Pein mitbekommen hatte, hat danach das Programm für mich angepasst. Super! Leider hatten wir nur drei Stunden mit ihm. Zurück in der Schweiz werde ich aber wieder Yogaunterricht nehmen.
Gegen Schmerzen in den Handgelenken musste ich diese täglich zweimal zehn Minuten in heissem und danach eine Minute in kaltem Wasser baden, Gabi die ihren abwechslungsweise zehn Mal eine Minute heiss und eine Minute kalt. Das hat uns wirklich gut geholfen.

Gabi badet ihre Hände in der Salatschüssel

Schwerpunkt unserer Therapie war/ist allerdings eine Umstellung unserer Ernährung, was nicht ganz einfach ist. Keine Milch und kein Käse mehr – wie mir das schwerfallen wird. Besser bewältigen werde ich sicher können, morgens eine Suppe zu essen. Oder zuerst etwas Früchte, allerdings süsse und saure nicht gemischt, und danach erst nach mindestens einer halben Stunde etwas anderes. Da ich eh nicht besonders auf Süssem stehe, habe ich auch kein Problem damit, Zucker wegzulassen. Ebenso wenig wird mir der Verzicht von Aufschnitt, Wurst, Soyaprodukten und Konserven schwerfallen und da ich nicht mehr viel Fleisch esse, passt es mir ganz gut, nur noch zweimal wöchentlich Tierisches auf dem Speiseplan zu haben.

Natürlich gibt es nicht nur Verbote sondern auch Empfehlungen, die mir alle schmecken: viel Rohkost, Sprösslinge, Algen, Vollkornreis, Quinoa, Obst, drei Mal pro Woche eine Tasse Joghurt und kalt gepresste Olivenöle. Auf unserer Reise wird es nicht einfach sein, uns an diese Regeln zu halten. Zurück in der Schweiz werden wir sie aber so gut wie möglich einhalten. Und Ausnahmen sind ja immer gestattet.

Die Passionsfrucht ist eine der Obstsorten, die erlaubt sind. Sie wachsen hier im Dschungel.

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Gefrustet im Dschungel

Sonntag, 2. Dezember 2012

Der Marsch hinauf zur Madre Selva Dschungel Lodge (www.sircadiaparadise.com) war anstrengend, aber auch wunderschön. Es war unser erster Kontakt mit dem Dschungel. Der Weg führte vorbei an kleinen Wasserfällen und Bäumen, die von Moss und vielen anderen Pflanzen überwuchert waren und es kam uns vor, als wären wir in einem Märchenwald. Sogar der plötzlich einsetzende Regen war eine angenehme Abkühlung. Nach 2 Stunden kamen wir in unserem für einen Monat geplanten zu Hause an und waren froh, dass der seit fünf Monaten hier lebende Spanier Israel eine einfache, aber schmeckende Mahlzeit vorbereitet hatte: Spaghetti an Zwiebelsauce.




Den ersten Dämpfer bekam unser Enthusiasmus in der Nacht: unser winziges Zimmer hatte keine Türe, nur einen Vorhang. Mir war gar nicht wohl beim Gedanke, dass unsere Hunde einfach so raus konnten, schliesslich schlief Israel hinter einem anderen Vorhang und zwei Katzen tanzten die ganze Nacht durch das Haus. Ich war deshalb erleichtert, dass wir am nächsten Tag in die Klinik umziehen konnten. Dieser noch nicht fertig gestellte Holzbau, in dem der Heilpraktiker Albert in Zukunft seine Therapien anbieten will, liegt 10 Minuten vom Haupthaus entfernt. Was Tagsüber ein angenehmer, kurzer Spaziergang ist, verwandelt sich nachts, vor allem wenn es heftig regnet, zu einem gefährlichen Abenteuer. Und warum erinnerte ich mich, wenn ich den Weg nachts alleine ging, an gesehene Horrorfilme? Alle möglichen Geräusche waren zu hören und mir schien, ich werde beobachtet. Auch war es alles andere als angenehm nachts auf die Toilette zu müssen, denn bei der Clinic gibt es noch kein Plumpsklo. Es blieb nur der Weg in den Dschungel. Da es uns zu mühsam war immer Regenhose und –jacke sowie die Gummistiefel anzuziehen, hielten wir ab der zweiten Nacht zum Pinkeln einfach unseren Hinter über die Veranda.




Jeden Montag ist Fastentag. Was haben Gabi und ich uns an diesem ersten Montag für leckere Menüs ausgedacht! Und warum bloss war in unseren Krimis so detailliert beschrieben, was die Akteure verspeisen? Nach dem ersten Fastentag gab es für uns drei Tage nur Haferschleimsuppe zur Entgiftung unserer Körper. Danach durften wir essen, was auch die anderen Bewohner der Lodge bekamen: Suppe! Zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen. Zum Frühstück gab es manchmal herrliches Knoblauchbrot dazu und ansonsten öfters einen Salat. Natürlich ohne Sauce. Da Limonen für uns nicht gut sind, mussten wir auch darauf verzichten und durften den unsrigen nur mit Öl und Salz „würzen“. Wie herrlich schmeckten uns da die Pilze, die Albert eines Tages gesammelt hatte. Und als die Bretonin Kristen mit ihrem Freund Gustavo kam, gab es sogar zweimal Crepes.

Am Schlimmsten zu ertragen waren aber der tagelange Regen und die Kälte, die mir in die Knochen fuhr. Dieses Klima und mein Bett, ein einfacher Lattenrost mit durchgelegener Matratze führten dazu, dass ich bereits ab dem zweiten Tag sehr starke Rückenschmerzen hatte. Das drückte auf die Moral und ich begann mich nach Wärme, Sonne und Meer zu sehnen.

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Eine von Unfällen überschattete Rückfahrt

Dienstag, 6. November 2012

Für den Rückweg von Aguas Caliente nach Hidroelectrico haben wir uns für die bewährte Methode entschieden: Gabi ging mit den Hunden zu Fuss, während ich mit den Rucksäcken den Zug genommen habe. Als ich bei den Dreien eingetroffen war, fand ich meine Tochter ziemlich betroffen vor. Sie musste mitansehen, wie ein Helikopter einen schwer verletzen Mann abgeholt hatte. Der Lastwagenfahrer war mit seinem Gefährt den Abhang hinunter gestürzt und hat dabei offenbar beide Beine verloren, so sagten es ihr die Einheimischen.


Am nächsten Tag trafen wir kurz vor dem Pass Abra Malaga schon wieder auf einen Unfall. Hier ist die Strasse zwar geteert und gut ausgebaut, aber was nützt das einem PKW, wenn in der Kurve ein Lastwagen weit über der Mittellinie fährt? Der Pickuptruck hatte keine Chance. Als wir als erstes Fahrzeug zur Unfallstelle kamen, lag er auf dem Dach, die Fahrerkabine bei den vorderen Sitzen total zusammengedrückt. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie es den Leuten darin ging. Doch welch Wunder, das Ehepaar und seine kleine Tochter waren eben aus dem Auto gekrabbelt und so gut wie unverletzt! Wir haben uns um die Frau und das Mädchen gekümmert, die beide wohl unter Schock standen, während der Mann mit den unterdessen eingetroffenen Fahrern anderer Autos sein Gefährt wieder auf die Räder stellte. Ein kleiner Kratzer auf dem Handrücken der Frau war alles, was an Verletzungen zu sehen war. Ich habe ihn desinfiziert und ein Pflaster darauf geklebt, was der Frau offenbar gut tat. Gabi hat ihr eine unserer Decken um die Schulter gelegt und ich ihr noch Notfalltropfen gegeben. Da wir die Einzigen waren, die Richtung Pass unterwegs waren, wurden wir dann gebeten weiter zu fahren und den Unfall beim dortigen Polizeiposten zu melden.

Nach dieser Fahrt waren wir wirklich froh, in der Lodge Arca Iris del Puente (www.arcoirisdelpuente.com) anzukommen. Diese liegt ausserhalb von Urubamba malerisch am Urubambafluss und hat einen grossen, eingezäunten Garten, in dem die Hunde frei herumrennen konnten. Wir waren die einzigen Gäste und haben vor allem die Ruhe genossen. Mariella Lazo, die Besitzerin ist sehr hilfsbereit und hat für uns auch ein Treffen mit einem Schamanen organisiert. Mit ihm sind wir jetzt unterwegs in den Dschungel, wo wir uns von ihm während einem Monat behandeln lassen werden. Auf unserem Programm steht ausserdem Yogaunterricht, gesunde Ernährung und das Abenteuer Dschungel geniessen. Da die Unterkunft sehr einfach ist, werden wir dort weder Internet noch Handyanschluss haben. Der nächste Blog erscheint deshalb erst zirka am 8. Dezember.


Erstes Traumziel erreicht: Machu Pichu

Sonntag, 28. Oktober 2012

In Hydroelectrica war Endstation für unser Auto. Von hier aus geht es nur noch zu Fuss oder mit dem Zug weiter nach Aguas Calientes. Zwei bis drei Stunden leichte Wanderung seien es, hat man uns im Hostal in Cusco versichert, was für uns ein Kinderspiel sein sollte, gehen wir doch täglich mindestens zwei Stunden mit den Hunden spazieren. Aber ich muss gestehen, dass ich schon nach zirka 100 m kapituliert habe. Mein Herz ist gerast wie verrückt, mein Kopf fühlte sich heiss an und ich wusste, ich würde diesen leichten Aufstieg nie schaffen. Darum haben wir beschlossen, dass Gabi mit den Hunden den Aufstieg zu Fuss absolvieren sollte, während ich mit den Tagesrucksäcken den Zug nehme. Da ich fast drei Stunden auf den nächsten Zug warten musste, auf einem harten, 20 cm breiten Bänkchen, kamen wir fast gleichzeitig in Aguas Calientas an – und waren damit nur noch eine Nacht von meinem Kindheitstraum, dem Machu Picchu entfernt.

Erstaunlicherweise konnte ich in dieser Nacht gut schlafen und war überhaupt nicht aufgeregt. Um 05.00 Uhr ging es los, ich durfte als Erste zum magischen Ort gehen, während Gabi mit den Hunden im Hotel geblieben und mit ihnen spazieren gegangen ist. Während der halbstündigen Fahrt hinauf zum Eingang habe ich gespannt aus dem Fenster geblickt, um ja den ersten Anblick nicht zu versäumen. Doch Machu Picchu hat es spannend gemacht: zum einen sieht man nichts von der alten Stadt, bis man sein Eintrittsticket und den Pass gezeigt hat und um ein paar Kurven gegangen ist, und zum anderen alles war nebelverhangen.

Doch langsam löste sich der Nebel auf und die Ruinen zeigten sich. Ich habe mich hingesetzt, die Natur und die Überreste dieser Inkastadt einfach auf mich wirken lassen. So früh am Morgen hatte es noch wenig Touristen und so konnte ich auch die Stille geniessen. Das kam mir gelegen, um ein vor 2 ½ Jahren gegebenes Versprechen einzulösen: Ich hatte meiner Mutter noch kurz bevor sie gestorben ist versprochen, hier an sie zu denken. Denn auch sie hatte einen grossen Teil ihres Lebens davon geträumt, einmal hier hin zu kommen. Ja, über viele Jahre haben wir davon gesprochen, diese Reise zusammen zu machen. Aber es kam wohl immer etwas dazwischen. Und jetzt war ich statt mit meiner Mutter mit meiner Tochter hier, habe aber gefühlt, dass sie irgendwie auch bei uns war. Es war ein gutes Gefühl.



Zum Glück dürfen Hunde nicht Zug fahren

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Eigentlich würde ja ein Zug von Cusco nach Aqua Caliente, der Ausgangsstation für Ausflüge auf den Machu Picchu, fahren, der Touristen in nur ein paar Stunden dorthin bringt. Aber Hunde sind darin natürlich nicht willkommen, ja sogar verboten. Zum Glück! Denn so waren wir „gezwungen“ mit dem Auto durchs Valle Sagrado zu fahren, welches wir ohnehin besuchen wollten. Unser erster Halt war Pisac, ein reizendes Dörfchen, in dem bei mir zum ersten Mal das Gefühl aufkam, im Südamerika meiner Kindheitsträume angekommen zu sein. Was für ein farbenfrohes, buntes Treiben in den kleinen Gässchen und auf dem Marktplatz herrschte.


Gleichtags wollten wir unsere durch die nachts in Cusco herrschende Kälte durchgefrorenen Knochen in einem Thermalbad in Calca aufwärmen. Aber nach einer rund halbstündigen Fahrt über eine holprige Strasse mussten wir feststellen, dass das Bad zur Zeit saniert und deshalb geschlossen war. Na ja, dafür haben wir auf dem Rückweg ein hübsches Hostal entdeckt. Hungrig, wie wir unterdessen waren, machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, in das wir unsere Hunde mitnehmen konnten, und fanden gleich auf Anhieb eine Pizzeria, mit einem riesigen Pizzaofen. Sogar ich, die ich normalerweise nicht unbedingt auf diese südländische Spezialität stehe, fand die servierte Pizza köstlich. Auf dem Rückweg zum Hostal beschlossen wir, uns noch Milch zu kaufen, da wir unseren Tee mit viel kalter Milch lieben, was wir hier immer nur sehr spärlich bekommen. In zirka jedem fünften Haus gibt es einen kleinen Laden, in dem das zum Leben Nötigste verkauft wird. Nur keine Milch, es sei denn Kondensmilch. Schliesslich fanden wir eine Molkerei, die offene Milch anbietet und kauften uns einen Liter davon. Den bekamen wir in einem Plastiksack! Bei mir meldeten sich sofort uralte Bedenken aus der Zeit, als ich noch Kinderkrankenschwester war und so verschenkte Gabi die Milch einer alten, auf der Strasse sitzenden Frau, welche uns dafür mit ihrem zahnlosen Mund herzlich anlachte. Und wir kauften uns Kondensmilch.


Ich bin wirklich froh, ist Gabi bei mir, denn sie liebt das Autofahren. Ich zwar auch, aber nach den Erlebnissen in Bolivien genoss ich es, jetzt mal einfach auf dem Beifahrersitz zu sein und die vorüberziehende Landschaft zu geniessen. Dafür nehme ich sogar Musik von Kid Rock und vielem mehr in Kauf, denn bei uns herrscht die Regel: „Wer fährt, bestimmt die Musik“. Noch dankbarer war ich ihr allerdings, dass sie die beiden letzten zu fahrend Wegstücke auf unserer Anreise zum Machu Picchu übernommen hat. Ich bekam nur schon als Beifahrerin schweissnasse Hände und traute mich kaum, aus dem Fenster in den Abgrund zu blicken. Ob man mit dem Alter noch Höhenangst entwickeln kann?


Cusco – eine lebensfrohe Stadt

Dienstag, 16. Oktober 2012

Mir scheint fast, in Cusco gäbe es jeden Tag etwas zu feiern. Mal ist es ein grosser Umzug mit vielen Gruppen Tanzender, Fahnenaufzug und offiziellen Rednern, mal ist es nur ein kleines Grüppchen. Aber Musik ist immer dabei. Und immer sind alle farbenfroh gekleidet, selbst die Kleinsten.



Wir, ja, meine Tochter Gabi ist letzte Woche angekommen, haben uns vorgestern daran gemacht, Cusco ein bisschen näher kennen zu lernen und haben daher eine Citytour mitgemacht. Zuvor mussten wir allerdings sehr ausführlich mit den Hunden spazieren gehen, denn die durften natürlich nicht mit. Wir sind mit einem Taxi auf den Hügel mit der Statue Christo Blanco gefahren, dort, wo es grosse Weiden hat und wir Tatezi endlich wieder einmal frei herumrennen lassen konnten. Wie hat sie es genossen! Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir ein hübsches Restaurant entdeckt, konnten nicht widerstehen und haben uns voll gefressen, was sich später gerächt hat. Die Zeit wurde knapp, und als wir schliesslich im Hotel angekommen sind, wären wir am liebsten mit den Hunden im Zimmer geblieben und hätten einen Verdauungsschlaf gemacht.

Wir waren dermassen müde, dass wir vom ersten Stopp unserer Tour fast nichts mitbekommen haben. Na ja, ehrlich gesagt ist es auch nicht unbedingt mein Ding, in Mitten eine Schar Touristen durch eine Kirche gehetzt zu werden, auch wenn deren Geschichte, oder besser gesagt die Geschichte des Inkatempels, der ursprünglich an dieser Stelle stand, interessant ist.

Bei den weiteren Stopps, die ausserhalb der Stadt lagen, wurden wir langsam wieder wach und haben so unsere erste Begegnung mit den Überresten der Inkakultur genossen. Es war fast wie ein „Amuse-bouche“ für Machu Picchu.

Ein Hundeleben gerettet?

Montag, 8. Oktober 2012

In Peru sterben pro Jahr durchschnittlich 20 Menschen an Tollwut. Verständlich deshalb, dass die Bevölkerung Angst hat und man alles tut, um diese Krankheit auszurotten. In Europa denken wir bei möglichen Ansteckungsquellen vor allem an Füchse, mancherorts auch an Hunde. Und diese sind es auch, die hier vor allem bekämpft werden: die Strassenhunde.

Bei meiner Ankunft in Cusco musste ich ja einen Arzt konsultieren, welcher mir das Problem mit den Strassenhunden aufgezeigt hat. Mit verschiedenen Aktionen seien die Strassenhunde geimpft und danach mit einem roten oder blauen Halsband als geimpft gezeichnet worden. Nur konnten natürlich unmöglich alle Hunde geimpft werden, und deshalb würde man nun in einer weiteren Aktion die nicht geimpften vergiften. Mit ausgestreutem, vergifteten Futter! Bloss, so frage ich mich, wie sollen geimpfte Hunde wissen, dass sie dieses tödliche Futter besser nicht fressen? Der Arzt hat mir eindringlich geraten, mit Tatezi nur noch mit Maulkorb spazieren zu gehen. Was sie nicht besonders mag, aber jetzt halt obligatorisch ist.

Ich habe mich noch bei verschiedenen Leuten erkundigt, ob dies wirklich stimme und bin auch in eine Tierklinik gefahren um mich zu vergewissern. Auch dort hat man mir bestätigt, dass von Zeit zu Zeit die Strassenhunde vergiftet würden.

Ob seine Tage wohl gezählt sind?

Viele Hunde gehören zwar jemandem, leben aber grösstenteils frei auf der Strasse. So auch der kleine Hund der Wirtin eines Restaurants, das sich zu meiner Lieblingsbeiz entwickelt hat. Sie hat mich, wie auch viele andere Leute, gefragt, warum denn Tatezi einen Maulkorb trage. Als ich es ihr erklärt hatte, meinte sie, ihr Hund sei auch nicht geimpft, da er Angst vor Spritzen habe. Wer da wohl Angst vor reinem kleinen Piecks hat? Aber als ich das nächste Mal bei Ihr essen war, trug ihr Hund ein rotes Halsband.

Auch letztes Jahr starben 20 Menschen an Tollwut, doch kein einziges dieser Opfer wurde durch einen Hundebiss infiziert. Alle wurden durch Fledermäuse angesteckt…

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Ergänzung am 10. Oktober:
Heute früh im Morgengrauen hörten wir Hunde bellen und winseln. Als ich drei Stunden später mit Wuschi und Tatezi für ein erstes Pipi am Tag raus ging, waren die beiden Strassenhunde, die ich während den letzten acht Tagen immer am selben Platz liegen sah, verschwunden. Und auch auf der ganzen Plaza de Armas, dem Zentrum Cuscos, sahen wir keinen einzigen Hund. Erst gegen Mittag entdeckten wir ein paar wenige. Wie viele Hunde wohl diese Nacht nicht überlebt haben?

Er ist der zweite Hund, der sich immer vor dem Hostal zum Schlafen nieder gelegt hatte

Wer versteht die südamerikanische Logik?

Sonntag, 30. September 2012

Wir haben es tatsächlich geschafft, in Peru einzureisen. Ehrlich gesagt, habe ich ein bisschen daran gezweifelt, dass dies möglich sei, weil ich die hiesige Logik nicht verstehe. Mein in Chile gekauftes Auto war ja während meinem Aufenthalt in der Schweiz in Arica, der nördlichsten Stadt Chiles, stationiert. Von dort sind es nur zirka 15 km bis zur Grenze zu Peru. Aber wir durften von Arica aus nicht nach Peru einreisen. Das sei nicht möglich, mit einem in Chile gekauften Auto, hat man mir auf dem Zollamt erklärt. Wenn ich allerdings nach Bolivien ausreise, dann sei von dort die Einfuhr des Autos nach Peru möglich. Kann mir jemand die Logik dahinter erklären? Mein Auto hat doch nach wie vor chilenische Nummern…

Genau so wenig verstehe ich, warum wir in manchen Hotels nicht akzeptiert werden und in anderen sehr wohl. Und das hat nichts mit der Preisklasse der Unterkunft zu tun. Es gibt sehr einfache Hostales, die sich weigern einen Hund aufzunehmen und zum Beispiel in Puno haben wir in einem absoluten Erstklasshotel ein Bett gefunden. Nachdem ich zweimal durch die ganze Stadt gefahren bin und überall auf Ablehnung gestossen bin, konnte ich es kaum glauben, ausgerechnet im Hotel Casa Andina aufgenommen worden zu sein. Gut, der Preis für diese Nacht lag einiges über meinem Budget, doch ich hatte einfach keine Lust, wiederum in einer der sehr bescheidenen Unterkünfte à la Patacamaya zu nächtigen. Tat das gut, einmal so richtig im Luxus zu schwelgen! Was mich in Puno und auch anderswo gewundert hat, dass ausgerechnet sogenannte „Eco“ Hotels einem Tier gegenüber abweisend sind.

Unterdessen sind wir in Cusco angekommen, wo ich mich von meinem nun schon fast vier Wochen dauernden Durchfall erhole. Habe mir wohl in Bolivien einen bösen „Käfer“ eingefangen, der auch zu meinem Reisekoller geführt hat. Zum Glück hat mich der vom Hotel gerufene Arzt an einen Spezialisten überwiesen, der in den USA studiert hatte. Was bin ich froh, bis hier hin durchgehalten gehabt zu haben. Die Hygienebedingen in der Praxis sind doch ganz anders, als ich sie letztes Jahr in Bolivien kennen gelernt habe. Und so hoffe ich jetzt, die neu verschriebenen Medikamente werden bald helfen. In ein bis zwei Wochen, so hat der Arzt gemeint, sollte ich dann wieder auf dem Damm sein. Da er mir auch vom Autofahren abgeraten hat, halte ich mich jetzt einfach hier in einem sehr sympathischen Hostal still.

Der kleine Innenhof des Hostals Mallqui


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