Da ging es Tatezi noch gut
Tatezi hatte in den fünf vorangehenden Tagen drei Mal erbrochen, wobei allerdings zweimal nur ein wenig Schleim kam. Das war nichts, was mich beunruhigt hätte, schliesslich weiss ich, dass mein Hundemädchen einen empfindlichen oder nervösen Verdauungstrakt hat. Dann bekam sie ganz heftigen Durchfall – auch nichts, was mich aus der Ruhe gebracht hätte, denn sie hat auch das öfters mal und mit zwei Tagen Reisdiät lässt es sich in der Regel beheben. Als sie aber dann vorgestern Morgen gleich zweimal heftig erbrochen hatte und vor allem sowohl Futter als auch Wasser verweigerte, begannen meine Alarmsignale heftig zu blinken. Dehydration hiess das Schreckgespenst, das meinen Adrenalinspiegel steigen liess. Mit einer Spritze gelang es mir, ihr einige ml Wasser in den Mund zu spritzen. Zu wenig, wie ich wohl wusste.
Da wir zur Zeit in der Bretagne sind, musste ich meine Nachbarin nach der Adresse eines Tierarztes fragen. Dieser war bereit, sie sofort zu sehen. Und weil er wusste, dass die Aussies eine Hunderasse sind, die offenbar öfters Probleme mit dem Verdauungstrakt haben, nahm er die Sache sehr ernst. Tatezi bekam fünf Spritzen, eine gegen das Erbrechen, eine gegen den Durchfall, ein Antibiotikum und zwei, von denen ich nicht weiss wofür oder wogegen sie waren. Aus meiner damaligen Sich ein bisschen Overkill, vor allem da die Blutwerte keine Abnormitäten zeigten. Aber, habe ich mir gesagt, lieber ein Tierarzt der die Sache Ernst nimmt als einer, der sie kaum anschaut. Er entliess uns mit der ausdrücklichen Warnung, es sei nicht ungefährlich und wir sollten ihn unbedingt anrufen, falls sie nochmals erbrechen müsse. Und abends um 18 Uhr sowieso, um zu entscheiden, ob er sie gleichentags nochmals sehen wolle oder erst am nächsten Tag.
Kaum zu Hause angekommen, ist meine Tochter Gabi kurz mit ihr raus, damit sie ihre Geschäfte machen konnte. Die hat sie gemacht, allerdings ganz anders, als erwartet: es kam pures Blut, und nicht wenig! Der sofort verständigte Tierarzt meinte, wir sollten so schnell wie möglich wieder zu ihm kommen. Nun bekam sie nochmals drei Spritzen, zwei davon intravenös, damit sie schneller wirken konnten, und in den Rücken eine mit Cortison, da ihr ganzer Verdauungstrakt offenbar dermassen entzündet sei, dass er an mehreren stellen blutete. Der Tierarzt nahm dies auf Grund der gemachten Fotos, welche das Ausmass der Blutungen zeigten, an und er hatte sicher Recht.
Sogar ihre Höschen waren mit Blut besudelt
Ihr leidender Gesichtsausdruck sagt alles
Wieder zu Hause mussten wir ihr alle zwei Stunden Medikamente geben, was Gabi besser konnte als ich. Meine Angst um Tatezi stieg, denn sie wurde zunehmend apathisch. Verweigerte immer noch Wasser und lag einfach auf dem Sofa, mit einem Ausdruck in ihren Augen, der so gar nicht meiner fröhlichen Hündin entsprach. Dann, nach der zweiten Dosis an Medikamenten, kam wieder etwas Leben in diese Augen. Und nach der dritten begann sie zu trinken und ein wenig Reis zu fressen. Am nächsten Morgen war sie schon wieder fast so lebhaft wie immer und heute ist sie ganz die Alte. Ich konnte dem Tierarzt gar nicht genug danken, und mir ist bewusst, dass es auf keinen Fall ein Overkill gewesen ist, was er gemacht hat. Ohne ihn hätte ich Tatezi vermutlich nicht mehr.