Kein Fussballclub, kein politisches System, kein wirtschaftliches Unternehmen und auch keine Familie kommt ohne Alphatier aus. Leider. Selbst in einer lockeren Freundesgruppe ist es meist eine oder einer, der oder die schlussendlich den Ausschlag darüber gibt, welchen Film man sich ansieht. Aber wo auf der familiären Hierarchieleiter steht der Hund?
Ich weiss, Hunde sind Rudeltiere wie die Wölfe und haben ein Alphamännchen und -weibchen. Das wird mir immer wieder gesagt, wenn ich von meinem Ziel, einen partnerschaftlichen Umgang mit meinem Hund zu pflegen, spreche. Also bin wohl ich Tatezis Alphatier. Ich sehe meine Funktion in dieser Rolle aber vor allem darin, dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht. Dass sie gefahrlos in unserem urbanen Dschungel überleben kann. Alles dafür zu tun, dass wir noch mehr zu einem Team zusammenwachsen, in dem jede weiss, dass sie sich hundertprozentig auf die andere verlassen kann. Das bedeutet auch, dass ich mich manchmal nach ihr richte, meine Pläne ihr anpasse.
Letzthin haben meine Tochter, ein Freund und ich über meine geplante Südamerikareise gesprochen. Für mich ist klar, es kommt nur ein Direktflug in Frage, denn ich will Tatezi nicht auch noch das Umladen zumuten. Leider geht der einzige Direktflug ab Zürich nach Brasilien – und ich bin am Spanisch lernen! Das scheint mir nun nicht gerade günstig, die Reise in einem Land zu beginnen, dessen Sprache ich nicht kenne. Eine alternative Möglichkeit wäre, mit der Bahn nach Frankfurt zu fahren, dort ein oder zwei Tage zu verbringen, damit Tatezi sich von der langen Fahrt erholen kann, und danach mit der Lufthansa in ein spanisch sprechendes Land zu fliegen. Meine beiden Gäste meinten, ich müsse meine Ziele verfolgen und sie nicht dem Tier unterordnen. Hunderte anderer Hunde würden ein Umladen auch ohne Schaden überleben. Mein Einwand, ich hätte die Familienferien früher auch kindgerecht geplant, wurde niedergeschmettert mit der Bemerkung: „Aber sie ist ein Hund!“
Ja, sie ist ein Hund. Aber ich habe mich vor drei Jahren dazu entschlossen, sie in zu uns zu nehmen, zu einem Familienmitglied zu machen. Es soll nicht so sein, dass sie es ist, die den Ton angibt, denn das gibt es ja auch, Hunde-Mensch-Konstellationen, wo sich alles nur um den Hund dreht. Aber für mich ist sie ein vollwertiges Familienmitglied, auf das ich wo immer möglich Rücksicht nehme.
Wo in der Familienhierarchie steht Ihr Hund?