Seit Tagen heulte der Wind ums Haus, die Wellen waren riesig und die Gischt spritzte mehrere Meter hoch. Die Grande Marrée (die höchste Flut) rückte näher und der Plattenleger, der im ganzen Haus neue Bodenbeläge verlegt, bekam es schon am Freitag mit der Angst zu tun. Ständig schaute er aus dem Fenster um nachzusehen, wie hoch das Wasser schon gestiegen sei. Er fürchtete, nicht mehr vom Haus wegfahren zu können. Wir haben gelacht, denn wir sind uns gewohnt, dass das Meer uns fast die Füsse leckt. Über das Wochenende ist uns dann das Lachen vergangen.
Am Samstagabend waren wir von einer lieben Freundin zu einem Anlass in Plestin les Grèves eingeladen. Da die Grande Marrée für 19.30 Uhr angesagt war, und wir schon auf der Hinfahrt durch ein wenig Wasser auf der Strasse fahren mussten, haben wir noch gewitzelt, dass wir eventuell zu Fuss nach Hause zurückkehren müssten. Nach einem tollen Abend mit viel bretonischer Musik, Tanz, Jambon à l’ôs und dem Treffen neuer, sehr sympathischer Menschen haben wir uns schon gegen 23 Uhr verabschiedet, da mich meine Schmerzen zum ersten Mal hier wieder ganz heftig geplagt haben.
In Locquémeau fiel uns als Erstes auf, dass keine Strassenlampen brannten. Auf der Strasse, die zum Hafen führt, lag viel Geröll und dazwischen stand das Wasser fast kniehoch, wie wir bei unserer Nachbarin sahen, die ebenfalls auf dem Heimweg war. Zu Fuss allerdings. Wir dachten, mit unserem 4 x 4 Nissan könnten wir es schaffen. Doch bald gerieten wir ins Rutschen, trotz zugeschaltetem Lock. Und schon signalisierten uns zwei Männer mit ihren Taschenlampen umzukehren. Zum Glück haben uns diese Männer dann nach Hause begleitet, uns mit ihren Lampen geleuchtet, denn ohne Licht wäre es noch schwieriger gewesen, den Heimweg zu finden ohne über grosse Steine zu stolpern. Die kleine Strasse, die zu unserem Haus führt, existiere nicht mehr, hat uns einer unserer Helfer gesagt. Wir konnten von der anderen Seite her nach Hause gelangen. Obwohl es tiefschwarze Nacht war, haben wir einen ersten Eindruck vom Schaden bekommen: Das Gartentor war aufgedrückt, die Mauer eingerissen und viel Geröll lag im Garten. Im Haus hatten wir zwar Licht, aber ansonsten keine Elektrizität.
Für Sonntagmorgen 07.50 Uhr war nochmals eine sehr grosse Flut angesagt. Gabi ist mit der Kamera raus gegangen und hat eindrückliche Bilder eingefangen. Dabei hat sie auf der Gemeinde arbeitende Leute kennen gelernt, die sie um ihre Fotos baten. Sie brauchen die für ihren Kampf gegen den Sandabbau vor der Küste einige Kilometer von Locquémeau entfernt, denn sie sind davon überzeugt, dass dieser Abbau zu immer grösseren Schäden führe. Auch der Gemeindepräsident war anwesend, mit Tränen in den Augen ob all dem Schaden. Am Nachmittag hat er uns besucht und um Kopien unserer Korrespondenz mit der Versicherung gebeten. Da mindestens 15 Häuser betroffen seien, unseres zum Glück nur minim, kann er beantragen, dass das Ereignis als Naturkatastrophe eingestuft wird, was Geld für die Gemeinde vom Staat bedeutet. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch gehört, warum wir keinen Strom hatten: Wasser war in das Transformatorenhäuschen gelangt und hat zu einem Kurzschluss und Feuer geführt. Und wir haben erfahren, dass die Feuerwehr in unser Haus eingedrungen war um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei. Sie fanden durch das Fenster in der Waschküche Einlass, das ich schräg gestellt offen gelassen hatte.
Rückblickend kann ich nur sagen, wir hatten enormes Glück. Wären wir nicht eingeladen gewesen, hätte unser Auto im Garten gestanden und den Aufprall all der Steine wohl kaum überlebt. Hätte ich nicht starke Schmerzen gehabt, wären wir wohl länger geblieben und hätten keine Helfer gehabt, die uns nach Hause begleitet haben (hätte nicht gedacht, dass ich mal froh um die Schmerzen sei…). Und weil unser Haus etwas erhöht steht, wurde es nicht beschädigt.
Hallo!
Ich habe dich im Chileforum entdeckt und dort gelesen, dass ihr ein Auto in Chile kaufen wolltet. Ich habe dies mit meiner Familie im April auch vor und auch mir hat Günther ein Auto angeboten. Hattest du Kontakt mit ihm? Hat das mit dem Auto geklappt?
Vielleicht können wir mal telefonieren
02174/499061
Danke + LG
Markus
Hallo Markus,
ich nehme an, Du hast meine Tochter im Chileforum gesehen. Wir haben tatsächlich ein Auto gekauft, aber im Süden, in Osorno und nicht bei Günther. Ihn haben wir besucht und er hat uns nett bewirtet und ist sehr hilfsbereit. Du kannst alles zu unserer Südamerikareise in der Kategorie Südamerika lesen.
Liebe Gruess
Christine