Bienvenida a Bolivia

9. Juni 2011 von Christine

Der Abschied von Arica fiel mir nach fünf Wochen in dieser Stadt schwer. Ich war träge geworden, hatte mich an das angenehme Klima mit täglichem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen gewöhnt, mich mit dem Hotelpersonal angefreundet und den nahe gelegenen Strand geschätzt. Doch es wurde Zeit, weiter zu ziehen.

Die Fahrt zur Grenze nach Bolivien führte mich wieder durch den Parque National Lauca. Aus Fehlern lernt man – ich auch. Und so habe ich zweimal im auf 3‘750 m hoch gelegenen Putre übernachtet, bevor ich die Fahrt hinauf zur auf 4‘517m über Meer gelegenen Grenze gewagt habe. Mittlerweilen war ich mit der Bürokratie Südamerikas bestens vertraut und so hat es mich nicht überrascht, dass der Grenzübergang volle vier Stunden gedauert hat. Ohne warten, nur zur Absegnung meiner Papiere. Deshalb habe ich anschliessend im ersten grösseren Dorf in Bolivien ein Hotel gesucht. Gefunden habe ich eine Unterkunft, die mich inklusive Garage drei Franken gekostet hat. Der Komfort war entsprechend, das Gemeinschaftsbad hat dermassen nach Pisse gestunken, dass ich auf das Duschen verzichtet habe.

Oruro, mein zweiter Halt in Bolivien, an dem ich noch die Haftpflichtversicherung für dieses Land abschliessen musste, hat ein Stadtzentrum mit prächtig restaurierten Häusern. Meine „Residenz“ lag etwas ausserhalb und war preislich mit zirka acht Franken immer noch sehr günstig. Frühstück gab es keines und so musste ich mich mit einem Tee und frittiertem Teig in einer Strassenküche zufrieden geben. Aber wie habe ich mein eigenes Bad geschätzt! Dass ich nur an einem von drei Tagen warmes Wasser hatte, fand ich nicht so schlimm. Bin dafür zum ersten Mal auf dieser Reise zum Coiffeur gegangen.

Fabrizio, mein Coiffeur in der Schweiz, würde sich sicher beklagen, wenn seine Künste mit denjenigen der bolivianischen Kollegin in einem Atemzug genannt würden. Die Coiffeuse schleppte erst zwei Eimer mit extra erwärmtem Wasser und einen leeren an. Ein Schöpfgefäss diente zum Waschen meiner Haare, wobei ich den Verdacht hatte, dass nicht alles Shampoo entfernt worden war, und um das Schmutzwasser aus dem Auffangbecken zu entfernen. So schnell wurden meine Haare noch nie geschnitten, wie von dieser mürrischen Frau. Das Resultat war entsprechend: auf einer Seite war das Haar mindestens 1,5 cm länger als auf der anderen und hinter dem Ohr hing ein Büschel in der ursprünglichen Länge hinunter. Mit grimmigem Gesichtsausdruck, die Schere drohend in der Hand, hat die Coiffeuse in diesem Moment zum ersten Mal mit mir gesprochen und gefragt, ob das in Ordnung sei. Ich habe mich beeilt zu bejahen, denn wer weiss, was sie sonst noch mit der Schere angestellt hätte?

2 Kommentare zu „Bienvenida a Bolivia“

  1. GZi sagt:

    Oh weh, welch ein Frisörerlebnis 🙂 Du siehst aber bestimmt superschick aus! 😉

  2. Christine sagt:

    Liebe Gesa, na ja, superschick ist massiv übertrieben. Hätte wieder einmal eine rundum Pflege nötig 🙂 Wünsche Dir noch schöne Pfingsten! Christine


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