Wenn man jemanden dahin schickt wo der Pfeffer wächst, dann wünscht man sich die Person möglichst weit weg. Ich kann die Verbannten trösten: so übel ist es dort gar nicht. Wenn man sehr viel Sonne mag. Wir sind dem scharfen Gewürz zum ersten Mal bewusst im Valle de Elqui begegnet. Schroffe Wüstenberge umrahmen das schmale, fruchtbare Tal, in dem vor allem Trauben wachsen.
Auf dem Weg nach Pisco Elqui sind wir in Monte Grande auf Spuren von Chiles zweiter Nobelpreisträgerin gestossen, die Schule, an der Gabriela Mistral unterrichtet hat. Pisco Elqui zeichnet sich durch Vorzüge ganz anderer Art aus: verschiedenste Massagen und alternative Therapien werden angeboten und Räucherstäbchen erinnern an die Hippiezeit, die hier bewusst immer noch zelebriert wird. Wir haben den diversen Versuchungen widerstanden, nicht aber dem reichhaltigen Angebot an Pisco Sour, Chiles Nationalgetränk. Dieser Aperitif wird auf der Basis von Traubenschnaps gemacht, dem steiff geschlagenes Eiweiss, Limettensaft, Zucker, Wasser und Eis beigefügt werden. Zur Besichtigung einer entsprechenden Destillerie reichte uns dann aber die Zeit nicht mehr, weil uns das Bargeld ausgegangen ist und der nächste Bankomat eine Stunde Autofahrt entfernt war. Seither achten wir nicht nur darauf, dass der Benzintank immer mindestens halbvoll ist, sondern auch dass wir genügend Bargeld haben, um vier Tage zu überleben. Denn mit Kreditkarte kann man natürlich in so einem abgelegenen Dorf auch nicht bezahlen.
Nach dem Abstecher ins Landesinnere hat uns unser Weg wieder an die Küste geführt, nach Punto Choros, ins Reserva Nacional Pingüino de Humboldt. Das Boot, welches uns zu der Insel fahren sollte, war wirklich nur eine Nussschale. Ich fragte mich ängstlich, wie sich da drin Tatezi ruhig verhalten sollte, bei der doch leicht bewegten See. Schliesslich liess ich mich zum Mitfahren überreden. Aber Tatezi bockte, sie traute dem Boot offenbar nicht. Ja, sie hat sogar bevor sie überhaupt an Bord war, bereits gekotzt. Was mir nur Recht war, denn kurz zuvor hatte sie, während wir diskutierten, einen toten, grünlich-gelben Fisch verschlungen. Ich hatte ihn zu spät gesehen und meine Hündin kann alles essbare unheimlich schnell verschlingen. Aber offenbar weiss ihr Magen, was ihr schaden würde. Ein paar kräftige Männer liessen sich dadurch nicht beeindrucken und hoben sie kurzerhand ins Boot.
Ich habe es nicht bedauert, dass ich mich von meiner Tochter zum Mitfahren habe überreden lassen. Tatezi war, einmal an Bord, ganz ruhig. Bis die Delphine kamen, da musste sie kurz bellen, denn so etwas hat sie noch nie gesehen. Aber nicht nur sie. Rund ein Dutzend dieser edlen Tiere schwammen um unser Boot, eskortierten uns eine Weile und verschwanden dann wieder. Auf der Insel boten Seelöwen, Robben, Pinguine und jede Menge Vögel ein Naturspektakel der Sonderklasse.
Delphine als Escorte – wie schön! Und es muss wirklich alles wie ein Traum sein! Ich beneide Dich schon ziemlich die Schönheiten, die ihr so erlebt!
Wir geniessen es auch entsprechend! Christine