Rio Gallegos – wir sind angekommen, 2 Stunden vergeblich auf der Suche nach einem Hotel, das uns beide aufnimmt, herumgekurvt und wieder gegangen. Ich erinnerte mich zirka 20 km vor der Stadt ein abgelegenes Hotel gesehen zu haben.
Was für ein Glück, haben wir in keinem der anonymen Stadthotels Unterkunft gefunden! Beim Eintritt in die gemütliche Gaststube des Hotels Guer Aike roch es einfach köstlich nach Hausmannskost. Die Wirtin Alicia Barrientos hiess uns herzlich willkommen. Tatezi war kein Problem, ja sie durfte sogar in der Gaststube mit dabei sein. Das Zimmer war sehr einfach, die Tapete löste sich teilweise von der Wand, aber sauber und das Gemeinschaftsbad verfügte über eine funktionierende Dusche. Was will man mehr? Essen könne ich wann ich wolle, war die Antwort auf meine entsprechende Frage. So habe ich schon bald herrliche, selbstgemachte ñoquis genossen.
Jorge war der einzige andere Gast – wir kamen ins Gespräch. Seit 22 Jahren reist er während acht Monaten im Jahr um die Welt und arbeitet vier Monate in Italien mit Behinderten. Spricht fünf Sprachen, ist belesen und hat mich ein wenig beschämt mit seinem Wissen über die EU, dass das meinige weit überschritt. Immerhin ist er trotz italienischem Vater in Argentinien aufgewachsen. Selber nennt er sich Vagabund. Was für ein Leben!
Mit 18 ist er während den Semesterferien zu seiner ersten Reise durch Argentinien aufgebrochen. Das war der Start zu seinem Vagabundenleben. In allen Semsterferien zog es ihn fortan ins Ungewisse, immer grössere Kreise ziehend. Und als sein Studium beendet war, da wusste er, dass Reisen sein Leben sein würde. Vor drei Jahren las er Bruce Chatwin, The Vagabond Anatomy und er hatte damit die Bestätigung gefunden, dass sein Weg richtig ist. Seine ehemaligen Studienkollegen haben heute Kaderstellen, Häuser und grosse Autos – er möchte um nichts in der Welt mit ihnen tauschen.
Nach meiner Erfahrung, meinem Kampf mit der Einsamkeit auf der Schotterstrasse, habe ich ihn gefragt, ob er sich denn nie einsam fühlen würde, alleine mit seinem Truck unterwegs. So ist er momentan in Patagonien unterwegs. Na ja, meinte er schmunzelnd, immer sei er natürlich nicht alleine unterwegs und gab mir eine Lektion, wie ich mit der meinigen fertig werden könne: einfach immer offen sein für neue Begegnungen, dann würden sie sich überall von selber ergeben. So wie die mit ihm.
Ja, solche Erlebnisse beflügeln! Wie schön, dass Ihr Euch so wophl fühlt, tolle Bekanntschaften schließt und Erfahrungen macht! Habt weiterhin viel Spaß und lasst es Euch gut gehen!
Das fand ich sehr interessant. War das Hotel fast an der ‚Hauptstrasse‘ oder am ‚Estancia‘ Guer Aike? Mein Vater ist bis 1920 auf dem Estancia groß geworden und mein Bruder und ich haben es 2009. Früher hatten sie auf dem Estancia Anglerurlauber gehabt, aber 2009 leider nicht mehr. Wir haben in einem Hotel in der Stadt gewohnt aber konnten mit der Eigentumerin treffen und das Estancia besuchen. Mir würde es sehr interessieren, ob es inzwischen wieder ein Hotel ist, oder war es was früher mal ein Wohnhaus für Migrantarbeiter?
Jedenfalls freue ich mich, dass Guer Aike so gastfreundlich war!