Autos sind für mich ausschliesslich Mittel zum Zweck die meiner Bequemlichkeit dienen, um nicht schwere Einkaufstaschen zu schleppen, oder die mir eine grosse Zeitersparnis gegenüber dem öffentlichen Verkehr bringen. Entsprechend schlecht sind meine Autos gepflegt worden, kamen nur zweimal jährlich in den Genuss einer Wäsche, jeweilen im Frühling und Herbst, wenn es galt die anderen Pneus zu montieren oder ein Service anstand. Umso erstaunter war ich über meinen Gefühlsausbruch, als ich diese Woche zum letzten Mal meinen Golf in die Werkstatt gefahren habe.
Vor 12 Jahren habe ich ihn von meiner Mutter übernommen, der er auch schon fünf Jahre gedient hatte. Jetzt ist meine Tochter mit ihrem neuen Auto zu mir gezogen und deshalb waren die Tage meines Golfes gezählt. Am Dienstag sind wir zum letzten Mal zusammen in die Hundeschule gefahren und anschliessend zur Garage. Auf der Fahrt ging mir durch den Kopf, was er doch eigentlich für ein treuer Kerl gewesen ist und ich bekam ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn jetzt zum Verschrotten angemeldet hatte. Ein paar wenige Kilometer hätte es noch gebraucht, und sein Kilometerzähler hätte die magische Zahl 250‘000 angezeigt. Er hat meine Freudenschreie bei guten Nachrichten gehört und meine Tränen in Krisenzeiten aufgesogen, ist zirka zwei Dutzend Mal mit mir in die Bretagne gefahren, unzählige Male mit den Tieren zum Tierarzt oder hat mich einfach durch den Alltag begleitet. Meine Mutter, der im Gegensatz zu mir Autos etwas bedeutet haben, hat ihn geliebt. Und deshalb kam es mir auch als Verrat ihr gegenüber vor, dass ich, kaum ist sie gestorben, ihren geschätzten Golf für lumpige 100 Franken verkauft habe. Ja, ich habe beinahe geweint auf dieser letzten Fahrt.
Auf der Rückfahrt mit dem Bus nach Hause habe ich eine Nachbarin getroffen und musste ihr gleich von meiner schändlichen Tat erzählen. Sie war entsetzt. Ihr Golf ist 23 Jahre alt und fährt, und fährt und fährt…
Ach je, das kenne ich. Ich habe meinen alten letztes Jahr auch schweren Herzens abgegeben.
Übrigens eine sehr schöne Seite und natürlich auch einen sehr attraktiven Hund hast du da.
lg
Anika
Ja, das kann ich gut verstehen, gerade auch weil Dich der Golf an deine Mutter erinnert… ansonsten ist ein Auto ein Gebrauchsgegenstand und wenn ihr mit einem hinkommt ist es doch ok… ich bräuchte allerdings schon ein Auto für mich 😉
@Anika: schon komisch, was so ein altes Auto für Gefühle auslösen kann.
@Gesa: weisst Du, wir haben ein sehr gut ausgebautes Netzt im öffentlichen Verkehr.
Hallo Christine,
naja, man verbringt eben doch einige Lebenszeit darin. Um am ersten Auto hängt man glaube ich immer ein bisschen mehr, als an den folgenden. Aber vor allem beim derzeitigen Wetter weiß ich meinen Neuen (und vor allem seine Klimaanlage) mittlerweile sehr zu schätzen.
Wie man das vorher nur ausgehalten hat? 😉
lg
Anika