Die letzen drei Wochen waren happig. Für Tatezi, aber auch für mich. Die Hormone haben mein Hundemädchen so durcheinander geschüttelt, dass sie nicht mehr wusste wo oben und unten ist. Zu Beginn ihrer Läufigkeit hat sie von morgens bis abends gejammert, leise gewinselt oder vor der Türe lautstark kundgetan, dass sie raus wollte. Sie hat mir zwar Leid getan, aber irgendwie haben wir das durchgestanden. Richtig mühsam wurde es in der zweiten Woche. Auf der Hälfte des Spaziergangs hat sie an der Leine gezerrt, in diese gebissen oder mich besprungen. Auch da konnte ich sie erst noch verstehen. Zum einen war da natürlich der Trieb, die Natur, die ihr Recht zur Fortpflanzung forderte. Und ausserdem lag nochmals frischer Schnee – und sie musste an der langen Leine gehen, durfte nicht Schneeballen hinterher jagen. Aber musste sie sich deshalb immer auf einen Machtkampf mit mir einlassen?
Zu Beginn der Dritten Woche hat sie mich einmal zu oft bespringen wollen. Wir kamen eben von einem langen Spaziergang nach Hause, ich war genervt von ihrer Zickerei und bevor ich mich aus den diversen Schichten Winterkleidung geschält hatte, hat sie es dreimal versucht. Ich habe mir einen kalten Tee eingeschenkt und wollte damit ins Büro, als ich schon wieder von hinten angesprungen wurde. Da habe ich mich blitzschnell umgedreht, „Nein!“ geschrieen und ihr die Tasse Tee angeschüttet! Tatezi sprang rückwärts und schaute mich dermassen verdattert und traurig an, dass mir sogleich windelweich ums Herz wurde und mein schlechtes Gewissen das Ausmass eines Achttausenders annahm.
Seither hat sie mich nicht ein einziges Mal mehr besprungen. Hat zwar noch zweimal dazu Anlauf genommen, aber den Versuch jeweilen sofort abgebrochen. Zur Belohnung, und um sie ein bisschen abzulenken, spielen wir jeden Tag im Haus verstecken. Doch mich quält die Frage: Bin ich eine Tierquälerin, weil ich sie mit einer Tasse kalten Tees begossen habe? Oder ist es ihr gegenüber nicht fair, sie diesem Hormonstress auszusetzen nur weil ich das Gefühl habe, ich wolle ihr ihre Ganzheitlichkeit, ihre Weiblichkeit erhalten?
Der eingerollte Teppich ist ein prima Versteck, aber Tatezi hat das auch schnell kapiert.
Wie geht Ihr damit um, wenn Eure läufigen Hündinnen hormongesteuert aus dem Ruder laufen?
Hallo,
wegen dem Tee bist Du sicherlich keine Tierquälerin, nur die Chefin! und das muss eindeutig sein! Es hat ja funktioniert und er tat ja nicht weh! Der Schock war groß aber das Ergebnis auch. Manch andere verschaffen sich Respekt mit Schlägen und das finde ich Tierquälerei!
Bzgl. Läufigkeit kann ich nichts sagen unser Rüde ist kastriert und 🙂 hat das Problem nicht.
Alles Gute
Verena
Verena hat vollkommen Recht, wegen des Tees ist alles in Ordnung. Wenn Du sie definitiv nicht einmal tragen lassen willst, solltest Du ihr den Stress ersparen. Und die OP auch nicht erst kurz vor der Reise machen lassen, weil das auch das Vertrauen erschüttern oder auch eine Wesensveränderung hervorrufen kann, an die ihr Euch mit genügend zeit gewöhnen können solltet. Und vor Südamerika solltest Du das (m.M.n.) auf alle Fälle machen lassen, weil das wäre echt too much…
@Verena und Gesa: Danke für die Beruhigung. Und stimmt, mit einer läufigen Hündin will ich auf keinen Fall nach Südamerika. Wenn ich an all die Strassenhunde denke…
Hoi Christine
In einem Rudel Wölfe oder den Wild Dogs von Afrika wird jeweils nur die Alpha-Hündin läufig, die dann auch fortpflanzt. Die anderen machen keine Läufigkeit durch. Deshalb würde ich eine Hündin, die nicht zur Zucht eingesetzt wird, kastrieren. Die hormonelle Berg- und Talfahrt bringt ihr so ja nichts, eher im Gegenteil.
Ich musste unseren Rüden ebenfalls kastrieren: Es gab für ihn nur noch die Duftspuren, und zu Hause durchlitt er während Wochen jämmerliche Qualen. Zuerst erhielt er mittels Implantat eine vorübergehende Kastration, um zu sehen, ob es sich bessert. Et voilà: Wir hatten unseren normalen Tabasco zurück! Daraufhin kam er unters Messer.
Liebi Grüess, Jacqueline
Ich würde nicht sagen das du eine Tierquälerin bist. Es hat dem Hund ja nicht weh getan 😉
Kastrieren würde ich aber auf jeden Fall. Ich habe einen Rüden welcher auch extrem Hormongesteuert war. Waren läufige Weibchen in der Nähe hat er nur Stress gehabt und wollte auch nicht mehr fressen. Die Erziehung funktionierte auch nur zum Teil.
Jetzt ist er kastriert und es hat sich alles wunderbar entwickelt. Er hört super und vorallem hat er keinen Dauerstress mehr.