Mein schlaues Schlitzohr

22. November 2009 von Christine

Wir sind zurzeit heftig am Üben, weil ich im nächsten Frühling endlich die Begleithunde-Prüfung absolvieren möchte. Dazu muss Tatezi unter anderem einer Spur, einer Fährte, über zirka 150 m folgen können, die nach 100 m einen rechten Winkel macht. Für alle Nicht-Hundesportler hier kurz wie man das Fährtenlesen dem Hund beibringt, er muss ja erst kapieren, was der Mensch von ihm erwartet. Ohne Hund geht man eine kurze Fährte von etwa 30 Schritten und legt dabei bei jedem Schritt ein kleines Stückchen Wurst unmittelbar vor den Schuh. Beim Start hat es ein rotes Fähnchen und am Ziel gibt es den Jackpot, viele Leckerlis und natürlich auch entsprechend Lob. Mit der Zeit lässt man dann das eine oder andere Stückchen Wurst weg, baut langsam die Abstände ohne Wurst aus und verlängert die Fährte. Da Tatezi sehr verfressen ist, hat sie schnell kapiert, dass am Ende der Spur viel Gutes auf sie wartet. Heute Morgen hat sie 40 Schritte ohne Wurst geschafft!

Was aber riecht der Hund, wenn keine Wurst auf dem Boden liegt? Beim Gehen über Gras werden die einzelnen Grashalme leicht geknickt, verletzt, und an diesen Bruchstellen sondert das Gras nach ein paar Minuten einen Geruch ab, den der Hund mit seiner guten Nase riechen kann. Also lege ich immer die Fährte aus und gehe anschliessend mit Tatezi noch ein Stück weiter spazieren. So auch diesen Mittwoch. Unterwegs sind uns Bekannte begegnet, Tatezi hat mit Noel, dem Berner Sennenhund, gespielt und wir Frauen haben uns unterhalten. Zwischendurch habe ich sie immer wieder abgerufen und sie ist prompt im gestreckten Galopp zu mir zurückgekommen.

Nur haben wir dann ein bisschen zu intensiv geschwatzt, denn plötzlich waren wir vor der letzten Kurve, hinter der ich die Fährte ausgelegt hatte. Tatezi hat es im selben Moment wie ich realisiert. Ich wollte sie abrufen, doch sie ist abgehauen. Ist quer durchs Feld gerannt und schnurstracks zum Start, zum roten Fähnchen, das am anderen Ende des Feldes war. Ihre Nase tief am Boden hat sie die Fährte aufgenommen und ist ihr über 100 Schritt alleine gefolgt! Ich bin natürlich auch losgerannt, direkt zum Ort des vermuteten Ziels, wo wir dann gleichzeitig angekommen sind. Sollte ich sie nun loben, weil sie die Fährte so gut gelesen hat oder schelten, weil sie abgehauen ist? Ich habe mich neutral verhalten, aber es hat mich trotzdem gefreut, dass sie so ein schlaues Schlitzohr ist und den Start selber gefunden hat.

1 Kommentar zu „Mein schlaues Schlitzohr“

  1. GZi sagt:

    Freuen über das tolle Fährtenenlesen natürlich! Denn das Abhauen hat sie ja gar nicht mehr auf der Reihe, da hättest Du sie in der Sekunde des „Durchstartens“ vertreiben/bestrafen müssen, aber nicht mehr nach einer so tollen Leistung! Neutrales Verhalten von Dir (weil sie ja keine Aufforderung bekommen hat) war aber auch ok, denn sie hat am Ende der Fährt ja ohnehin viele Leckerlies gefunden. Es bringt sicher viel Spaß mit so einer klugen Hündin zu arbeiten! Da werdet Ihr sicher gut die Prüfung im Frühjahr schaffen… ist ja noch ein bisschen Übungszeit! LG GZi


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